Halle BErry, Tina Turner und Co.
Diese 6 Stars erlebten häusliche Gewalt
- Aktualisiert: 12.05.2023
- 13:59 Uhr
- Jannah Fischer
Häusliche Gewalt kann jede:n treffen – unabhängig von Geschlecht, Einkommen oder Bildungsgrad. Auch Berühmtheit schützt nicht, wie diese sechs Beispiele aus Hollywood zeigen. Sie beweisen aber: Man kann sich gegen häusliche Gewalt wehren und ein neues Leben beginnen.
Wenn du häusliche Gewalt erfährst oder jemanden kennst, der häusliche Gewalt erlebt, kann das Hilfetelefon für Frauen vom Bundesamt für Familie und zivilgesellschaftliche Aufgaben helfen. Hier können Betroffene wie auch Angehörige anrufen und werden in 18 Sprachen beraten. Das ganze Jahr rund um die Uhr erreichbar unter: 08000 116 016.
Häusliche Gewalt in Hollywood
VIP: Sängerin Mel B. spricht über Ehehölle
Gewalt hat viele Gesichter – und viele Austragungsorte. Umso schlimmer, wenn uns Gewalt in dem Umfeld begegnet, in dem wir uns am sichersten fühlen sollten: unserem Zuhause. Ausgelöst durch Menschen, die uns statt Geborgenheit zu geben plötzlich Angst und Schrecken bereiten. Unter den Begriff "häusliche Gewalt" fallen laut dem Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend Gewalttaten, die in einer häuslichen Gemeinschaft ausgeübt werden. Das BMFSFJ definiert weiter, dass darunter nicht nur körperliche Gewalt fällt, sondern auch psychische. Dazu gehören Demütigung, Isolation oder Drohungen. Häusliche Gewalt ist facettenreich, zielt aber meist darauf ab, dass der oder die Täter:in Macht und Kontrolle ausübt.
Ein glamouröses Leben ist kein Schutz vor solchen Menschen. Auch hinter den Vorhängen Hollywoods spielen sich Gewalt und Missbrauch ab. Egal ob Ehepartner, Lebensgefährte oder Eltern – auch Stars sind Opfer übergriffigen Verhaltens geliebter Menschen. Und sie machen dabei die gleichen Fehler wie andere auch: Sie verzeihen, nehmen die Schuld auf sich oder reden Gewalt als "Ausrutschter" klein. Doch sie zeigen auch, dass es trotz allem einen Weg aus der häuslichen Gewalt gibt. Manchmal dauert er, kostet Kraft, ist vielleicht schambehaftet – aber er kann gelingen.
1. Mariah Carey
Nach einer traumatisierenden Kindheit war auch die erste Ehe von Mariah Carey von Übergriffen geprägt. Bei Musikmogul Tommy Mottola fand Mariah scheinbar Schutz vor ihrer dysfunktionalen Familie. Mit gerade einmal 23 Jahren heiratete sie den damals 44 Jahre alten Plattenboss (später bezeichnete sie sich als "Kinderbraut"). Tommy war nicht nur Mariahs Ehemann, er gab der aufstrebenden Sängerin auch ihren ersten Plattenvertrag und wurde ihr Mentor. Er begann, Mariahs Leben wie besessen zu kontrollieren, stellte überall Securityguards ein und Überwachungskameras hin. "Ich durfte zu niemandem Kontakt haben, der nicht unter Tommys Kontrolle stand", schrieb sie in ihren Memoiren "The Meaning of Mariah Carey" (auf Deutsch: "Mariah – Ganz ich selbst"). Die Beziehung war für Mariah zu einem Gefängnis geworden. Die Kraft, Tommy Mottola zu verlassen, schöpfte die Sängerin durch eine geheime Liebesbeziehung zu Baseballspieler David Jeter, der ihr zeigte, dass ein anderes, gewaltfreies Leben auf Mariah wartete. Geschieden wurden Mariah Carey und Tommy Motola 1998.
2. Halle Berry
Die Oscarpreisträgerin setzt sich seit Jahren gegen häusliche Gewalt ein – und das hat einen sehr persönlichen Grund. "Ich bin ein Opfer häuslicher Gewalt!", erklärte Halle Berry bei einem Charity-Event. In ihrer Kindheit erlebte sie, wie ihr Stiefvater ihre Mutter täglich schlug. Sie beschrieb Szenen, in denen er mit Weinflaschen bewaffnet auf ihre Mutter losging und offenbarte: "Meine Schwester und ich mussten zu viel mit ansehen, und ich habe sehr darunter gelitten, dass meine Kindheit von häuslicher Gewalt geprägt war."
Doch auch in ihren Partnerschaften erlebte Halle Berry Gewalt. Ein von ihr namentlich nie benannter Ex-Partner schlug sie laut eigenen Angaben so heftig, dass sie 80% ihres Hörvermögens verlor. Auch beim Sorgerechtsstreit mit ihrem Ex Gabriel Aubrey kam es zu handgreiflichen Auseinandersetzungen. In die mischte sich auch ihr damaliger Partner Oliver Martinez ein, am Ende landeten alle Beteiligten im Krankenhaus. Gewalt in Beziehungen musste Halle Berry immer wieder erleben. In einem Interview resümierte sie: "Ich habe Verluste und Schmerz erlebt und wurde häufig verletzt. Ich wurde in meinem Leben missbraucht." Es bleibt zu hoffen, dass ihre neue Liebe, Musiker Van Hunt, endlich Ruhe und Stabilität in ihr Leben bringt – besonders mit Blick auf ihre Kinder Nahla und Maceo.
3. Evan Peters
Mit seiner damaligen On-Off-Freundin Emma Roberts führte "Dahmer"-Darsteller Evan Peters eine turbulente Beziehung. Die beiden stritten und trennten sich so häufig, dass es kaum möglich ist, die Zeitlinie der Beziehung noch zu verfolgen. Im Sommer 2013 eskalierte ein Streit in Montreal so, dass die Polizei gerufen werden musste und Emma Roberts (Julia Roberts Nichte) sogar festgenommen wurde. Das Paar soll im Streit handgreiflich geworden sein, Evan war schlimmer verletzt und wurde von den Polizeibeamten mit blutiger Nase und angeblich sogar Bissspuren vorgefunden. Doch auch danach kamen die beiden nicht voneinander los, verlobten sich sogar im Dezember 2013. Zur Hochzeit kam es nie, dafür zur ersten Trennung 2015. Schon zwei Monate später hielten sie wieder Händchen. 2016 waren sie offiziell wieder zusammen, trennten sich, kamen zusammen, bis sie 2019 dann ihre Verlobung zum zweiten Mal lösten. Laut Insidern aus dem Umfeld von Peters soll die Beziehung toxisch gewesen sein, die beiden taten sich gegenseitig nicht gut: "Sie hatten die höchsten Höhenflüge und kurz darauf sprachen sie tagelang nicht miteinander".
4. Rihanna
In der Nacht vor den Grammys war die damals 19-Jährige mit ihrem Freund, dem Sänger Chris Brown, Gast auf einer Pre-Grammy-Party. Dort hatten sich die beiden laut Augenzeugen noch amüsiert, wirkten verliebt. Mitten in der Nacht wurde Rihanna dann auf der Straße aufgelesen, im Abendkleid und mit einem stark angeschwollenen Gesicht. Die Musikerin wurde ins Krankenhaus gebracht und das Foto ihrer Verletzungen ging um die Welt: Rihanna, mit geschwollenem Auge, das Gesicht übersäht mit Wunden und blauen Flecken, der Blick nach unten gerichtet, eine Träne läuft die Wange herunter. Die Musikpreisverleihung musste ohne das vermeintliche It-Couple stattfinden. Was da noch keiner ahnte: Rihanna ließ sich im Krankenhaus die Wunden versorgen, die ihr Chris Brown zugefügt hatte. Er soll sie in den Schwitzkasten genommen und ihr mehrfach mit der Faust ins Gesicht geschlagen haben. Auslöser für den Streit: Eine (unbekannte) Frau schrieb Brown auf dem Rückweg von der Party eine SMS, was er Rihanna gegenüber nicht zugeben wollte. Sie bohrte nach, und er flippte aus. "Schlimm ramponiert", wie sie es selbst in einem Interview erzählte, sei sie dann aus dem Wagen geflohen. Die Bilder der Nacht gingen um die Welt und Chris Brown musste sich für seine Taten verantworten. Er wurde wegen häuslicher Gewalt zu fünf Jahren Haft auf Bewährung verurteilt und musste 180 Sozialstunden absolvieren. Außerdem wurde ein Kontaktverbot zu Rihanna ausgesprochen.
Vier Jahre nach dem Vorfall gab Rihanna ihrer ersten Liebe noch mal eine Chance. Doch bald darauf trennte sie sich wieder von Chris Brown. In einem Interview erklärte sie, sie habe Sorge, ein schlechtes Vorbild für Frauen zu sein, wenn sie sich weiter mit Brown einlasse. Heute ist Rihanna glücklich mit Rapper A$sap Rocky liiert, die beiden sind 2022 Eltern geworden. Chris Brown, der vor der Tat als nächster Michael Jackson gehandelt wurde, konnte nie wieder an seine Musikerfolge anküpfen und macht bis heute Schlafzeilen mit On-Off-Freundin Karrueche Tran, die dem Sänger ebenfalls häusliche Gewalt vorwirft.
Anna Kendrick
Überraschende Worte von "Into the Woods"-Star Anna Kendrick. Die sonst sehr private Schauspielerin öffnete sich im Podcast "Armchair Expert" ihres Schauspielkollegen Dax Shepherd. Dort berichtete sie von einer Beziehung zu einem Ex-Partner, von dem sie dachte, er sei ihre große Liebe. Mit ihm, so Anna, wollte sie Kinder haben. Doch aus der perfekten Lovestory wurde irgendwann eine toxische Partnerschaft. "Ich erinnere mich, dass ich (...) zu meinem Bruder gesagt habe, ich lebe mit einem Fremden zusammen. Ich weiß nicht, was passiert". Die Beziehung wurde psychisch immer missbräuchlicher, Kendrick erkannte fatale Veränderungen in der Persönlichkeit ihres Partners.
Als er ihr gestand, Gefühle für eine andere zu haben, versuchte die Schauspielerin trotzdem, die Beziehung zu retten. Sonst, so fürchtete sie, würde das Ende der Beziehung bestätigen, wie fürchterlich sie sei. Denn ihr Ex-Partner habe ihr eingeredet, dass sie "verrückt" sei und die Probleme in der Partnerschaft allein verursacht hätte. Ein Verhalten, das auch als Gaslighting bezeichnet wird. Anna glaubte den Vorwürfen ihres Ex, rief ihren Agenten an und bat um eine Auszeit: Sie müsse in Therapie, da sie verrückt geworden sei. Für Anna letztlich aber auch der Ausweg, sich von ihrem emotional übergriffigen Partner zu lösen. In der Therapie fand sie Kraft und verstand, dass sie keine Schuld am Verhalten ihres Ex traf.
Tina Turner
Ike und Tina Turner waren nicht nur musikalisch ein Team, die beiden waren auch verheiratet. 1958 lernten sie sich kennen, 1962 läuteten die Hochzeitsglocken. Er entdeckte ihr musikalisches Talent und formte die Band "Ike & Tina Turner Revue", die mit ihrem ersten Hit 1960 die Charts stürmte. Schon damals zeichnete sich ab, wie viel Macht Ike über Tina ausübte: "Er besaß mich, raubte meine Identität, indem er meinen Namen Anna Mae zu Tina änderte. Ich sollte immer seinen Namen tragen, selbst wenn ich wegrenne", gestand Tina Turner Jahre später in einem Interview. Auch sonst gab Ike vor, wie Tina sich zu geben hatte, besorgte ihr knappe Bühnenkostüme und schuf das sexy Image von "Tina Turner", in das Anna Mae zu schlüpfen hatte. Seine Rolle in der Beziehung: Ike sah sich gern als Retter aus der Not ihrer Kindheit und ihr Schöpfer, denn ohne ihn wäre Anna Mae nie zu Tina Turner geworden.
Was niemand zu der Zeit ahnte: Je erfolgreicher das Duo wurde, desto mehr litt Tina zu Hause. Ike neigte zu Wutausbrüchen und seine Drogensucht machte ihn unberechenbar. In ihrem Buch schrieb die "Private Dancer"-Sängerin, wie ihr von Gewalt geprägtes Leben aussah: "Geplatzte Lippen, blaue Augen, verrenkte Gelenke, gebrochene Knochen und psychische Qualen wurden zu einem Teil des Alltags". Einmal trat sie sogar mit frisch gebrochenem Kiefer auf. 1976 gelang Tina die Flucht, sie versteckte sich bei Freunden. Um von Ike endgültig loszukommen, verzichtete sie auf jeglichen Unterhalt, sämtliche Einnahmen, das Haus... Bis auf ihren Künstlernamen "Tina Turner" blieb ihr nichts. Mit Aushilfsjobs als Putzkraft versorgte sie sich und ihre Kinder. Musikalische Hits blieben aus. Kraft fand sie in dieser schweren Zeit im Buddhismus. Mit ihrer neu gewonnenen Energie schaffte sie es zurück auf die Bühne, ihr Album "Private Dancer" erschien 1984 und katapultierte Tina Turner als Solointerpretin in den Olymp der Musikgeschichte. Sie rockte noch mit 77 Jahren die Bühne, wohingegen ihr einstiger Peiniger 2007 seiner Drogensucht erlag. Noch heute, so schrieb Turner in ihren Memoiren, habe sie Albträume von ihrer schlimmen Zeit mit Ike.