Tipps für mehr Harmonie in der Familie
Generationen im Dialog: Oma und Opa wollen bei der Erziehung mitmischen? So kannst du reagieren!
- Aktualisiert: 28.11.2023
- 13:05 Uhr
- Lara Teichmanis
Nicht nur die Kleinen lieben sie, auch Eltern sind oft dankbar für die Unterstützung und Entlastung durch Oma und Opa. Aber was kann man tun, wenn sich die eigenen Eltern oder Schwiegereltern ständig in die Erziehung der Kinder einmischen? Wir geben Tipps, wie du klare Grenzen ziehst und gleichzeitig den Familienfrieden bewahrst.
Das Problem: Gut gemeinte Ratschläge und heimliche Süßigkeiten
Egal, ob die Extraportion Nachtisch oder doch noch eine Folge der heiß geliebten Kinderserie: Wenn Enkel bei ihren Großeltern sind, werden häufig ein oder zwei Augen zugedrückt und die Kleinen mit ganz viel Herzblut verwöhnt. Die Regeln von zu Hause lösen sich bei den Großeltern quasi in Luft auf und machen die Nachmittage bei Oma und Opa zu etwas ganz Besonderem - das macht schließlich die ganz spezielle Enkel-Großeltern Bindung aus. Diese gemeinsame Zeit kann sowohl für den Nachwuchs wie auch für die Großeltern durchaus bereichernd sein. Während die Enkel Oma und Opa mit Smartphone und Co. unterstützen, profitiert der Nachwuchs von der Lebenserfahrung, Geduld und Weisheit der Großeltern. So weit, so harmonisch - aber was tun, wenn während der gemeinsamen Großeltern-Enkel-Zeit die Regeln und Erziehungsideale der Eltern komplett über Bord geworfen oder gar in Frage gestellt werden?
Du willst unvergessliche Erinnerungen mit deinen Enkel:innen schaffen? Hier haben wir die besten Tipps für dich.
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Eine Studie der University of Michigan aus dem Jahr 2020 zeigt, dass etwa 37 Prozent der befragten Eltern Meinungsverschiedenheiten mit den eigenen Eltern oder Schwiegereltern rund um das Thema Kindererziehung haben. Häufige Auslöser dieser Erziehungsstreitigkeiten sind Disziplin und Strenge gegenüber dem Nachwuchs, Essens- bzw. Ernährungsverhalten und Fernsehdauer. So kommt es beispielsweise zu Konflikten, wenn Oma wieder die doppelte Portion Schokocreme aufs Brot gepackt hat, wo das Kind zu Hause doch eigentlich größtenteils zuckerfrei ernährt wird.
Weitere Anlässe für Diskussionen zwischen den Generationen: Gut gemeinte Ratschläge und Erziehungstipps, wie beispielsweise: "Ihr seid viel zu streng mit dem Kleinen - bei mir darf er ruhig etwas länger wach bleiben." - ein typischer Satz, der vermutlich jede Mama und jeden Papa irgendwann auf die Palme treibt. Dabei kann diese Art der Einmischung durchaus problematisch sein. Wenn Großeltern Erziehungstipps an die Eltern geben, bekommen diese häufig das Gefühl, nicht ernst genommen oder sogar bevormundet zu werden, erklärt Sarah Clark, Co-Leiterin der Studie. Als erwachsene Person möchte man nicht in die Kind-Eltern-Dynamik aus der eigenen Kindheit zurückversetzt werden, schon gar nicht, wenn es um die Erziehung des eigenen Nachwuchses geht. Die gute Nachricht: Sowohl Eltern als auch Großeltern haben in der Regel das Wohl des Enkelkindes im Blick und möchten dessen Kindheit nach bestem Wissen und Gewissen gestalten. Wie also kann Erziehung generationsübergreifend gelingen?
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Die Lösung: Klare Absprachen und offene Kommunikation
Fast die Hälfte der Eltern (etwa 47 Prozent) gehen den ersten Schritt in Richtung gemeinsame Lösung und suchen das Gespräch. Klare Kommunikation und Absprachen über Erziehungsvorstellungen und Regeln helfen dir dabei, den eigenen Eltern deinen Standpunkt zu verdeutlichen. Besonders hilfreich ist es, die Beweggründe und Überzeugungen hinter deinen Erziehungsvorstellungen zu erklären. Herrscht beispielsweise Uneinigkeit über die Fernsehzeiten, ist es sinnvoll, offen zu kommunizieren, warum der Sprössling nicht länger als 30 Minuten pro Tag vor dem Fernseher sitzen sollte. Wenn den Großeltern klar wird, warum dir bestimmte Regeln und Erziehungsmuster wichtig sind, fällt es ihnen leichter, diese zu akzeptieren und ebenfalls umzusetzen.
Auch Grenzüberschreitungen - wie beispielsweise das häufige Kaufen von teuren Geschenken ohne Anlass - kannst du offen ansprechen. Suche dir dafür am besten einen ruhigen Moment ohne Kind und erkläre Oma oder Opa dein Anliegen. Gemeinsam könnt ihr dann nach einer Lösung für zukünftige Geschenksituationen suchen. Wenn du klar kommuniziert, warum bestimmtes Verhalten nicht erwünscht ist oder weshalb gewisse Regeln dir besonders wichtig sind, hast du gute Chance, dass die Großeltern ihr Verhalten reflektieren und ihr gemeinsam die Erziehung des Kindes gestalten könnt.
Auch, wenn das Kind noch nicht auf der Welt ist, kann es sinnvoll sein, bereits mit den werdenden Großeltern das Gespräch zu suchen. Bereits ab der Schwangerschaft bekommt man regelmäßig ungefragt Tipps und Tricks zu Geburt, Erziehung und Co. Die eigenen Eltern und Schwiegereltern schon vor der Geburt für die eigenen Erziehungsideale zu sensibilisieren, kann dabei helfen, spätere Konflikte zu vermeiden und harmonisch in die neue Familienkonstellation zu starten.
Tipps für einen harmonischen Umgang mit den Großeltern
1. Oma-Opa-Tag absprechen
Egal, ob noch während der Schwangerschaft oder schon im Kindergarten: Wer ein Kind hat oder bald Eltern wird, hat häufig auch einen vollen Terminkalender gefüllt mit Arztbesuchen, Kindergeburtstag, Musikschule und vielem mehr. Unangekündigter Besuch kann den Tagesablauf dabei ganz schön durcheinanderbringen und für Frust sorgen. Besonders dann, wenn eigentlich der Zahnarzttermin für das Kind bevorsteht und plötzlich Oma und Opa mit Kuchen vor der Tür stehen.
Damit Kind, Großeltern und Eltern nicht zwischen Tür und Angel in Konflikte geraten, ist es sinnvoll, dass du konkrete Besuchszeiten absprichst. Festgelegte Oma-Opa-Tage schaffen Routine und Verlässlichkeit und helfen dabei, Streitigkeiten vorzubeugen. Außerdem hilft es nicht nur dir eine Alltagsstruktur zu etablieren, auch die Großeltern und Kinder können sich an den festen Strukturen orientieren und sich jede Woche aufs Neue auf das Großeltern-Enkel-Ritual freuen.
2. Zuhören und reflektieren
Gerade dann, wenn der Tag sowieso schon stressig war und man eigentlich eine kleine Auszeit vom Alltag bräuchte, hört man hinter einem ehrlich gemeinten Rat häufig einen Vorwurf. Und schon ist sie da, die Diskussion mit den eigenen Eltern oder Schwiegereltern über Kleinigkeiten. Soforthilfe: Einmal tief Durchatmen. Auch wenn es schwerfällt, hilft es, sich kurz zu sammeln und zuzuhören, was die eigenen Eltern oder Schwiegereltern zu sagen haben. Denn: Nicht immer sind die Ratschläge direkte Einmischung oder Zweifel an deiner Kompetenz als Elternteil. Oft erwischt einen der gut gemeinte Tipp auf dem falschen Fuß und führt zu Streitigkeiten. Tipps und Tricks, die Großeltern geben, sind selten direkte Kritik an dir, sondern vielmehr als Unterstützung für dich und dein Kind gedacht.
Auch wenn Oma und Opa Absprachen nicht immer einhalten, hilft es, sich selbst zu reflektieren. Ist es wirklich so dramatisch, wenn der Nachwuchs heute etwas länger wach bleiben durfte? Versetz dich dafür auch gerne in deine eigene Kindheit zurück. Wie waren deine Nachmittage bei Oma und Opa? Waren diese auch großmütiger als die Eltern? Gab es dort auch ab und an den Schokoriegel mit dem gewissen Augenzwinkern zugesteckt? Es ist absolut okay, wenn auch mal eine Regel gebrochen wird und ausnahmsweise doch noch ein zweiter Schokokeks nach dem Abendessen gegessen wird.
Mach dir bewusst, dass keine Erziehung perfekt ist! Du kannst jeder Zeit deine eigenen Vorstellungen von richtiger Erziehung anpassen, Wünsche im Umgang mit deinem Kind äußern und diese an die Großeltern kommunizieren.
3. Vertrauen und Dankbarkeit zeigen
Dank Smartphones sind Eltern oder Großeltern nahezu immer und überall erreichbar, dadurch kann man schnell in der Mittagspause bei Oma und Opa anrufen und nachfragen, ob auch wirklich alles geklappt hat mit den Hausaufgaben. Diese Kontrollanrufe können Konflikte in der Familie auslösen und Vertrauen erschüttern. Deine Eltern beziehungsweise Schwiegereltern haben selbst Kinder großgezogen, daher kannst du ihnen vertrauen, dass sie nach bestem Wissen und Gewissen auch deinem Nachwuchs ihre volle Aufmerksamkeit und Fürsorge schenken. Wenn du dennoch nervös bist, ob das Abholen aus dem Kindergarten oder der Schule gut geklappt hat, kannst du mit Oma oder Opa vereinbaren, dass sie sich kurz per Sprachnotiz und Nachricht bei dir melden können. Ansonsten sollten die Enkel und Großeltern auch mal "Eltern-freie-Zeit" für sich genießen dürfen. Anrufe bei Notfällen oder Problemen sollte aber natürlich immer möglich sein!
Gerade wenn die Großeltern in der Nähe wohnen, ist es für viele Eltern selbstverständlich, dass diese bei wichtigen Terminen im Job, Krankheit oder anderen Anlässen einspringen und auf das Kind aufpassen. Das ist es aber absolut nicht! Sicherlich verbringen Omas und Opas gerne Zeit mit ihren Enkeln, dennoch ist auch für sie das Gewusel der Kleinen anstrengend. Bedanke dich regelmäßig für die Unterstützung bei deinen Eltern oder Schwiegereltern. Damit zeigst du nicht nur deine Dankbarkeit, sondern auch, dass du ihre Präsenz wertschätzt und als wichtig für dich und dein Kind wahrnimmst.