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dann solltest du hellhörig werden

Missbrauch in der Partnerschaft: Wann beginnt psychische Gewalt in Beziehungen?

  • Aktualisiert: 24.03.2023
  • 15:32 Uhr
  • Sarah Matthias
Missbrauch in der Partnerschaft beginnt häufig mit Kleinigkeiten. Wie du die Red Flags erkennst…
Missbrauch in der Partnerschaft beginnt häufig mit Kleinigkeiten. Wie du die Red Flags erkennst…© LIGHTFIELD STUDIOS - stock.adobe.com

Das Wichtigste in Kürze

  • Am 8. März 2023 ist Weltfrauentag.

  • Dieser Tag ist für unzählige Frauen u.a. auch wichtig, um auf das große Problem der missbräuchlichen Beziehungen aufmerksam zu machen.

  • Alle 45 Minuten rückt in Deutschland die Polizei wegen häuslicher Gewalt aus. Jede vierte Frau in Deutschland hat bereits häusliche Gewalt erfahren.

  • Dabei fängt Missbrauch in der Beziehung meist klein an. Was genau die Anzeichen sind, erfährst du hier.

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Gewalt und Missbrauch an Frauen ist leider auch heute noch ein sehr präsentes Thema. Dabei spielt nicht nur physische Gewalt eine Rolle. Auch sexualisierte und psychische Gewalt sind in missbräuchlichen Partnerschaften vorzufinden. Wie Missbrauch beginnt und woran du ihn erkennst.

Mehr zum Thema gibt es in "Endlich frei!" am 07.03.2023 um 20:15 Uhr in SAT.1. Hier erzählen drei Frauen, wie sie sich aus häuslicher Gewalt befreit haben und ihnen der Start in ein neues Leben gelungen ist.

Frauen und Missbrauch

Jede dritte Frau wird hierzulande mindestens einmal in ihrem Leben Opfer von körperlicher oder sexualisierter Gewalt. Hinzu kommen die unzähligen Fälle von psychischem Missbrauch. Dabei gibt es kein Muster, keine Verhaltensweisen oder soziale Schicht, auf die sich diese Fälle von Gewalt gegen Frauen konzentrieren.

Im Grunde kann es also jeder Frau – unabhängig von ihrer Herkunft, Bildung, sozialem Umfeld – passieren, dass sie mit dem Thema Gewalt und Missbrauch konfrontiert wird. Dabei finden viele dieser Situationen nicht in dunklen Gassen oder verlassenen Parks statt, sondern in den eigenen vier Wänden, verübt von dem Partner oder der Partnerin, den oder die man doch eigentlich so liebt.

Doch wann fängt missbräuchliches Verhalten an? Wenn geschlagen wird, ist der Missbrauch meist schon fortgeschritten. Doch wann wird die Eifersucht zu groß? Wann wird aus Interesse Kontrollwahn? Und aus Necken Quälerei?

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Mehr zum Weltfrauentag 2023 findest du hier:
Close up of woman making heart shape for Valentines day, Mothers day and Breast Cancer Awareness month for Healthcare of International Women day

Internationaler Weltfrauentag am 8. März

Am internationalen Tag der Frau feiert SAT.1 starke Frauen und erinnert, dass weiterhin für Frauenrechte & Gleichstellung gekämpft werden muss!

Gewalt in der Partnerschaft: Körperliche Misshandlung

Wenn von körperlicher Misshandlung die Rede ist, scheint für viele absolut klar zu sein, wie sie sich äußert. Ein blaues Auge, das nicht erklärt werden kann, ein verstauchter Knöchel, weil sie "so ungeschickt in hohen Schuhen ist". Die wahre Ursache der Verletzungen ist, dass der oder die Partner:in zuschlägt. Neben Schlägen sind auch weitere Misshandlungen durchaus keine Seltenheit. Dazu können gehören:

  • Kratz- und Bisswunden
  • Ausgerissene Haare
  • Mehrere Verletzungen in unterschiedlichen Heilungsstadien
  • Prellungen oder gar Brüche
  • Verletzungen an Stellen, die leicht verdeckt werden können

Dabei beginnt die körperliche Gewalt meist schleichend. Ein Streit kocht vereinzelt hoch, irgendwann folgt vielleicht eine Ohrfeige oder ein Schubser. Danach ist der oder die Täter:in reumütig und entschuldigt sich. Das Opfer verzeiht den vermeintlichen Ausrutscher. Damit entsteht ein Kreislauf, der zu immer mehr Gewalt führen kann und ein Machtverhältnis, das dem Opfer suggeriert, es sei selbst schuld an den Misshandlungen. Das macht es immens schwer für das Opfer, sich aus dieser Beziehung dauerhaft zu befreien.

Häusliche Gewalt macht vor keiner Frau Halt: Auch Hollywoodstars erlebten Missbrauch.

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Anzeichen für physischen Missbrauch

Neben den körperlichen Merkmalen gibt es zudem einige weitere Verhaltensmerkmale, die einen Hinweis auf Gewalt in einer Beziehung geben können. Darunter fallen:

  • Rückzug: keine Zeit mehr, sich mit Familie und Freund:innen zu treffen.
  • Rücksprache: Alle Entscheidungen müssen erst mit dem oder der Partner:in abgesprochen werden.
  • Finanzen: Sie hat kein oder kaum Geld zur freien Verfügung.
  • Verletzungen: Geschichten zum Hergang von Verletzungen passen nicht mit den Verletzungen selbst zusammen. Wunden werden versteckt und heruntergespielt.
  • Schwangerschaft: Verletzungen während der Schwangerschaft und häufig Fehlgeburten.
  • Psychische Beschwerden: Panikattacken, Schlafstörungen, Depressionen, Essstörungen usw.
  • Partner:in: Er oder sie weicht ihr kaum von der Seite, kontrolliert sie und ist übermäßig aufmerksam – auch bei Arztbesuchen ist er/sie immer an ihrer Seite. Trotzdem redet er/sie schlecht über sie und verhindert, dass sie andere Leute trifft.
  • Arztbesuche: Geht erst sehr viel später zum Arzt als es nötig wäre. Der oder die Partner:in ist meist dabei und beantwortet Fragen für sie. Ambulanzen werden nachts oder am Wochenende bzw. Arztpraxen außerhalb der Öffnungszeiten aufgesucht.

Menschen, die ihr Leben lang mit physischem Missbrauch konfrontiert waren, erkennen einiges davon gar nicht mehr als Misshandlung. Deshalb ist es wichtig zu verstehen, dass auch diese Verhaltensweisen zu missbräuchlichem Verhalten zählen:

  • Das Opfer darf Grundbedürfnisse nicht uneingeschränkt befriedigen (z.B. Schlaf und Nahrung).
  • Die Täter beschädigen oder zerstören Eigentum.
  • Kinder und/oder Haustiere werden körperlich misshandelt.
  • Der/die Täter:in bedroht die Betroffene mit Waffen.
  • Die Betroffene wird daran gehindert, ärztliche Hilfe zu suchen oder die Polizei zu benachrichtigen.
  • Der/die Täter:in wirft das Opfer aus dem Auto und lässt es an fremden Orten zurück.
  • Der/die Täter:in fährt gefährlich und aggressiv (um Angst zu machen).
  • Die Betroffene wird gezwungen, Drogen oder Medikamente einzunehmen.

Gewalt in der Partnerschaft: Sexualisierte Gewalt

Unter sexualisierter Gewalt versteht man jede Gewalt, die im sexuellen Kontext ausgeübt wird. Im Alltag wird auch oft von "sexuellem Missbrauch" oder "sexuellen Übergriffen" gesprochen. Dazu gehören demnach natürlich Vergewaltigungen, aber auch sexuelle Nötigung und sexuelle Belästigung. Belästigung fängt dabei bereits bei folgenden Handlungen an:

Schon der Versuch der sexuellen Gewalt kann bei Betroffenen ein Trauma hervorrufen.
Schon der Versuch der sexuellen Gewalt kann bei Betroffenen ein Trauma hervorrufen.© Tiko - stock.adobe.com
  • aufdringliche und unangenehme Blicke (anstarren)
  • sexuelle Anspielungen, obszöne Worte und/oder Gesten
  • Ungefragtes und unerwünschtes Zusenden oder Zeigen von Briefen, (digitalen) Nachrichten, Bildern oder Videos mit sexuellem oder pornografischem Inhalt
  • Sexualisierte Berührungen („angrapschen“)

Sinn und Zweck dieser sexualisierten Gewalt ist in den überwiegenden Fällen die Demonstration von Macht des Täters bzw. der Täterin gegenüber der Geschädigten. Nur in den seltensten Fällen handelt es sich um psychische Störungen, die zu sexualisierten Gewalttaten führen.

Besonders betroffen sind dabei Frauen und Mädchen mit Behinderungen und solche, die sich in einem Abhängigkeitsverhältnis mit dem Täter/der Täterin befinden. Man geht dabei von einer erheblichen Dunkelziffer aus, denn nicht jeder Fall von sexualisierter Gewalt wird zur Anzeige gebracht.

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Im Clip: Das Leben als Überlebende einer Vergewaltigung

Jeder Tag ist ein Kampf für sie

Anzeichen in der Partnerschaft

Die Anzeichen für erfolgte sexuelle Gewalt sind dabei so vielfältig wie schwierig zu erkennen. Zudem ist wichtig zu verstehen, dass bestimmte Formen der Gewalt beim Sex nicht dasselbe sind wie sexualisierte Gewalt. Ersteres ist bei beiderseitigem Einverständnis von Erwachsenen (bspw. BDSM-Praktiken) kein Problem.

Sexualisierte Gewalt hingegen bezieht sich auf gewalttätige Handlungen, die sexualisiert sind und rein zur Machtdemonstration dienen. Dieser immense Eingriff in die sexuelle Selbstbestimmung einer Frau kann daher laut dem bff – Frauen gegen Gewalt e.V. vielfältige Folgen für die Betroffene haben:

  • Körperliche Verletzungen oder Krankheiten
  • Schwangerschaft
  • Psychosomatische Erkrankungen (also körperliche Beschwerden, die mindestens zum Großteil aufgrund psychischer Belastung entstehen)
  • Angst und Panik
  • Trauer
  • Depressive Verstimmungen
  • Selbstwertproblematiken
  • Symptome einer Posttraumatischen Belastungsstörung
  • Suchtverhalten
  • Probleme in zwischenmenschlichen Beziehungen
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Gewalt in der Partnerschaft: Psychischer Missbrauch

Glücklicherweise wird mittlerweile nicht mehr nur den physischen Merkmalen von Gewalt eine Bedeutung zugewiesen, sondern auch denen psychischen Missbrauchs. Denn meist gehen diese beiden Merkmale missbräuchlichen Verhaltens Hand in Hand. Bei eben jenem psychischen Missbrauch geht es dem Täter oder der Täterin darum, durch verschiedene Verhaltensweisen Macht und Kontrolle über seine Partnerin auszuüben und diese in der Beziehung aufrechtzuerhalten. Zu diesen Verhaltensweisen gehören:

  • Manipulation
  • Schuldzuweisung
  • Kritisieren und Beleidigen
  • Abwertungen
  • Drohungen
  • Liebesentzug
  • Erniedrigung
  • Abschottung vom Umfeld

Oftmals werden diese jedoch sogar von der Betroffenen selbst nicht als schädigendes Verhalten anerkannt, oder gar als "Fürsorge" abgetan. 

Auch psychischer Missbrauch wird von den Betroffenen oft zunächst relativiert und durch Fürsorge begründet. "Nein" zu sagen, dauert demnach oft seine Zeit.
Auch psychischer Missbrauch wird von den Betroffenen oft zunächst relativiert und durch Fürsorge begründet. "Nein" zu sagen, dauert demnach oft seine Zeit.© AungMyo - stock.adobe.com

Anzeichen in der Partnerschaft

Psychischer Missbrauch fängt nicht erst beim Stalking an – schon viel früher können Anzeichen für ein solches Verhalten ausgemacht werden. An den folgenden Punkten kannst du erkennen, ob psychischer Missbrauch vorliegen könnte.

  • Er/sie übernimmt keine Verantwortung und gibt dem Opfer die Schuld an allem, was schief geht.
  • Stärken werden nicht anerkannt, Erfolge heruntergespielt und jedes Verhalten kritisiert.
  • Anfänglicher Charme verschwindet schnell.
  • Widerspruch ist nicht erlaubt.
  • Die Täter:innen finden Ausreden für ihr eigenes Verhalten.
  • Sie isolieren die Partnerin nach und nach von ihrem Umfeld, um ein Abhängigkeitsverhältnis zu schaffen.
  • Unrealistische Erwartungen an die Partnerin und die Beziehung.
  • Sie überprüfen ständig, was die Partnerin macht und mit wem sie Kontakt hat.
  • Eifersucht: Dem Opfer wird immer wieder Untreue vorgeworfen – sie selbst hingegen gehen häufig fremd (und geben dem Opfer die Schuld dafür).
  • Der/die Täter:in übernimmt zusehends die Kotrolle über sämtliche Finanzen.
  • Erzwungener Sex (und sexualisierte Gewalt).
  • Gaslighting – die Bedürfnisse der Partnerin werden heruntergespielt, nicht ernst genommen oder ganz ignoriert.
  • Kontrolle über Medikamente und Verhütungsmittel.
  • Der/die Täter:in fordern Passwörter zu persönlichen Accounts ein.

Gewalt in der Partnerschaft: Signale für Außenstehende

Eine wichtige Rolle im Befreiungskampf aus der missbräuchlichen Beziehung übernimmt das Umfeld. Deshalb ist es äußerst wichtig, dass Familie, Freund:innen und Kolleg:innen von Betroffenen aufmerksam sind und auch bei einem möglichen Rückzug oder einer Abschottung, verursacht durch den Täter oder die Täterin, ihre Hilfe und Unterstützung anbieten.

Dennoch ist auch hier Feingefühl gefragt. Aufgezwungene Hilfe führt nur selten zu einem Erfolg. Deshalb ist es wichtig, die Bedürfnisse der Betroffenen zu berücksichtigen und auf sie einzugehen. Sie möchte (noch) nicht darüber sprechen, was in ihrer Beziehung passiert ist? In Ordnung – versuche trotzdem so für sie da zu sein, wie sie es in dem Moment braucht. Im Idealfall fragst du sie, was ihr in dieser Situation am besten helfen würde.

Insgesamt kannst du aber auch als Außenstehende:r an einigen Signalen erkennen, ob deine Freundin, Verwandte, Bekannte gerade Gefahr läuft, sich in eine missbräuchliche Beziehung zu begeben oder gar schon mitten drin ist. Unter anderem diese hier:

  • Achte auf das Verhalten des Partners/der Partnerin und das deiner Freundin: Findest du Anzeichen aus den obigen Abschnitten?
  • Verändert sich das Verhalten deiner Freundin (auch dir gegenüber) ohne ersichtlichen Grund? Zieht sie sich z.B. immer weiter (in sich) zurück?
  • Übernimmt der Partner oder die Partnerin zunehmend Kontrolle über verschiedene Bereiche ihres Lebens (Finanzen, Kontakte, Tagesplanung, …)?
  • Traut deine Freundin ihrer eigenen Wahrnehmung zusehends weniger?

Grundsätzlich ist zwar nicht jeder Streit mit Missbrauch gleichzusetzen, doch es ist wichtig, sowohl in der eigenen, als auch den Beziehungen in deinem Umfeld, aufmerksam zu sein. Spätestens, wenn du dich in deiner Beziehung nicht mehr wohl oder sicher fühlst, ist es ratsam, dir Hilfe zu holen.

Das Hilfetelefon "Gewalt gegen Frauen" ist ein bundesweites Beratungsangebot für Frauen, die Gewalt erlebt haben oder noch erleben. Unter der Nummer 08000 116 016 und via Online-Beratung werden Betroffene aller Nationalitäten, mit und ohne Behinderung, 365 Tage im Jahr, rund um die Uhr unterstützt. Auch Angehörige und Freund:innen können sich anonym und kostenfrei beraten lassen.

Noch mehr Anlaufstellen bei häuslicher Gewalt findest du hier.

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