Wohnungslosen Menschen helfen
Obdachlosigkeit im Winter: Diese Hilfsangebote gibt es in der kalten Jahreszeit
- Aktualisiert: 14.12.2022
- 16:06 Uhr
- Christina Berlinghof
Viele tausende Menschen leben in Deutschland auf der Straße. Die Wintermonate sind meist die härteste Zeit für Obdachlose und können für sie lebensbedrohlich werden. Denn die Kälte kann zum Erfrierungstod führen, wenn man bei Minusgraden im Freien lebt und schläft. Um dem vorzubeugen und möglichst vielen Menschen Unterstützung anbieten zu können, verstärken die Gemeinden ihre Hilfsangebote in der kalten Jahreszeit. Das SAT.1 Frühstücksfernsehen stellt einige dieser Programme vor und verrät dir, wie auch du obdachlosen Menschen helfen kannst.
Die Zahl der Menschen, die in Deutschland von Armut und Obdachlosigkeit betroffen sind, wächst. Hilfebedarf für Wohnungslose besteht das ganze Jahr über, doch im Winter wird noch dringender Unterstützung gebraucht, da wohnungslose Menschen in dieser Zeit durch kalte Temperaturen besonders gefährdet sind und vor dem Erfrieren und möglichen gesundheitlichen Folgen der Kälte geschützt werden müssen.
Jeden Winter sterben auch in Deutschland obdachlose Menschen durch Erfrieren, weil sie sich nicht vor der Kälte schützen konnten oder nicht über Hilfsangebote informiert waren.
Gründe für Wohnungslosigkeit
Wohnungslose Menschen verfügen über keinen eigenen Wohnraum, sind bei Freunden oder Angehörigen untergekommen oder leben in kommunalen Einrichtungen. Als obdachlos werden Menschen bezeichnet, die im öffentlichen Raum, also in Parks, Bahnhöfen oder auf der Straße leben und schlafen. Obdachlosigkeit ist sozusagen eine Unterform der Wohnungslosigkeit. Aktuell gelten 45.000 Menschen in Deutschland als obdachlos.
In den meisten Fällen liegt die Ursache für Wohnungslosigkeit in der wirtschaftlichen Notlage von Menschen. Sie können ihre Miete nicht bezahlen und verlieren auf diese Weise ihren Wohnraum. Doch auch eine Krankheit, eine Suchterkrankung oder eine Trennung vom Partner oder der Partnerin können dazu führen, dass Menschen keinen festen Wohnsitz mehr haben.
Je länger diese Notsituation anhält, desto schlimmer werden die Lebensumstände der Betroffenen in der Regel. Armut und soziale Isolation nehmen immer weiter zu, das wiederum wirkt sich negativ auf die körperliche und seelische Gesundheit von Wohnungslosen aus.
Kältehilfe für Obdachlose in deutschen Großstädten
Überall in Deutschland werden in der kalten Jahreszeit verstärkt Hilfs-Programme für Menschen ohne festen Wohnsitz angeboten. Diese Angebote können obdachlose Menschen zum Beispiel in folgenden Städten in Anspruch nehmen:
Kältehilfe in Hamburg
Vergleicht man Städte mit mehr als 500.000 Einwohnern sind in Hamburg deutschlandweit die meisten Menschen von Wohnungslosigkeit betroffen. Laut der Bundesstatistik sind dort je 100.000 Einwohner 1021 Menschen wohnungslos.
Was Hamburg Menschen ohne Wohnraum anbietet: Die Diakonie Hamburg hilft Menschen, die auf der Straße schlafen, und versorgt sie mit Getränken, Kleinigkeiten zu essen, sowie Decken und Schlafsäcken. Ehrenamtliche Helfer fahren dafür jeden Abend von 20 bis 24 Uhr mit dem Mitternachtsbus durch die Innenstadt.
Vom 1. November 2022 bis zum 31. März 2023 stellt Hamburg im Rahmen seines Winternotprogramms zusätzliche Schlafplätze in Gemeinschaftsunterkünften zur Verfügung. Diese Plätze können kostenlos und anonym in Anspruch genommen werden. Damit niemand im Winter auf der Straße schlafen muss, haben Obdachlose auch die Möglichkeit, in der Wärmestube in der Hinrichsenstraße 4 unterzukommen. Auch Kirchengemeinden und Hochschulen stellen etwa 100 Schlafplätze in Wohncontainern bereit. Obdachlose Frauen können sich zudem im Tagestreff "Kemenate" austauschen und beraten lassen.
Weitere Informationen zum Winternotprogramm: Stadt Hamburg
Kältehilfe in Berlin
Auch in Berlin öffnen ab 1. November wieder zusätzliche Notunterkünfte für obdachlose Menschen. Kälte- und Wärmebusse sind jede Nacht in der Stadt unterwegs, um auf der Straße lebende Menschen medizinisch zu versorgen, ihnen warme Getränke und Schlafsäcke zu geben und in Gesprächen Mut zuzusprechen. Von November bis März öffnen auch sogenannte Nachtcafés, in denen abends warme Mahlzeiten verteilt werden. Über die Berliner Kältehilfe-App können sich Obdachlose außerdem über die Standorte verschiedener Notunterkünfte und Essensausgaben informieren oder nach Beratungsmöglichkeiten suchen.
Kontaktmöglichkeiten und mehr Informationen: Kältehilfe Berlin.
Kältehilfe in Frankfurt
In Frankfurt startet jedes Jahr im November die sogenannte Winteraktion für obdachlose Menschen. Zu den Maßnahmen der Kältehilfe gehört ein Kältebus, der jede Nacht Menschen mit Tee versorgt oder in Notunterkünfte fährt. Ab 15. November stellt die Caritas Schlafplätze in der Tagesaufenthaltsstelle für wohnungslose Menschen an der Bärenstraße bereit. Zudem befindet sich in der B-Ebene der U-Bahnstation Eschenheimer Tor die größte Notunterkunft Frankfurts mit etwa 200 Schlafplätzen. Obdachlose können hier übernachten und bekommen am nächsten Morgen ein kleines Frühstück.
Genauere Informationen gibt es zum Beispiel bei der Caritas Frankfurt.
Kältehilfe in München
Im Rahmes des Kälteschutzprogramms in München versorgt ein Wärmebus des Evangelischen Hilfswerks Menschen, die in den Wintermonaten auf der Straße leben, und fährt sie bei Interesse in eine Notunterkunft. Auf dem Gelände der ehemaligen Bayernkaserne befindet sich der größte Kälteschutzraum der Stadt, hier können etwa 1.000 Obdachlose schlafen, duschen und sich über Nacht aufwärmen. Der Kälteschutz ist das ganze Jahr geöffnet.
Mehr Informationen zum Kälteschutz gibt es bei der Landeshauptstadt München.
Hier findest du alle Kältehilfe-Nummern Deutschlands im Überblick:
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Wie man obdachlosen Menschen helfen kann
Obdachlose Menschen erleben häufig Abneigung und soziale Distanz von anderen Menschen, auch gewalttätige Übergriffe nehmen zu. Ein respektvoller und freundlicher Umgang mit obdachlosen Menschen ist deshalb ungemein wichtig. Und: nicht wegzusehen, wenn Not erkannt wird.
Siehst du einen Menschen, der ungeschützt auf der Straße schläft und bei dem du das Gefühl hast, dass es ihm oder ihr nicht gut geht, kannst du ihn ansprechen und fragen, ob er Hilfe benötigt. Möchte er Hilfe annehmen, kannst du zum Beispiel einen Kältebus anrufen oder den Notruf der Polizei unter 110 wählen. Vielleicht freut er oder sie sich aber auch über ein warmes Essen, ein heißes Getränk oder etwas Geld und nette Worte.
Ist die Person nicht ansprechbar oder befindet sich in einer gesundheitlichen Notlage, informiere den Rettungsdienst unter 112.
Wer Hilfseinrichtungen darüber hinaus unterstützen möchte, kann dies mit Sach- oder Geldspenden oder einer ehrenamtlichen Tätigkeit tun.