David Gilmour mit erstem Studioalbum nach neun Jahren

Wer in den letzten Jahren die Vibes der leider aufgelösten und zerstrittenen Kultband Pink Floyd erleben wollte, musste auf Bassisten, Sänger und mit Gilmour Hauptsongwriter Roger Waters zurückgreifen. Was mitunter etwas problematisch ist und war, denn Waters gibt bisweilen äußert krude und vor allem oft antisemitische Statements von sich – und macht sie auch zu Teilen seiner Alben und Live-Shows.

Jetzt kann man sich aber darauf freuen, dass endlich David Gilmour wieder neue Musik veröffentlicht – und das sogar auf Albumlänge. "Luck And Strange" ist gerade frisch draußen und liefert acht neue Tracks, darunter ein Cover von ‚Between Two Points’, das im Original The Montgolfier Brothers stammt. Das geschmackvolle Cover und die Schwarz-Weiß-Fotos im Booklet stammen von niemand geringerem als Anton Corbijn.

Ein Highlight der Platte ist die bereits genannte sphärische Ballade "Between Two Points", auf der David Gilmours Tochter Romany singt. In "Dark and Velvet Nights" wiederum findet sich der außerweltliche Groove, der schon Pink Floyd auszeichnete. Gilmour hat das Album gemeinsam mit Charlie Andrew produziert – eine interessante Wahl, denn der im Vergleich recht junge Produzent ist vor allem für seine Arbeit mit Indie-Artists wie Alt-J, Matt Corby oder Marika Hackmann bekannt. Gilmour erklärt dazu: "Wir haben Charlie eingeladen und er hörte sich ein paar Demos an, die er dann ungefähr so kommentierte: 'Muss da wirklich ein Gitarrensolo hin?' oder 'Werden alle Songs ausgefadet? Wir wär’s mit einem richtigen Ende?'." Gerade der Altersunterschied und die fehlende Sozialisation mit Pink Floyd faszinierte Gilmour. "Es ist wunderbar, dass er kaum etwas von meiner Vergangenheit weiß und auch keinen Respekt vor ihr hat. Er ist sehr direkt und erstarrt nicht in Ehrfurcht - das gefällt mir unglaublich gut. Was du am wenigsten brauchen kannst, sind Leute, die dir nach dem Mund reden."

Bei den Lyrics arbeitete Gilmour wieder mit Polly Samson, mit der er seit 30 Jahren gemeinsam schreibt. Thematisch ginge es auf "Luck And Strange", so Samson, um "die Sterblichkeit, und darum, wie du die Welt betrachtest, wenn du älter wirst." Gilmour ergänzt: "Während des Lockdowns und danach haben wir viel über diese Themen nachgedacht." Auch für Polly wirkte die Zusammenarbeit mit Charlie Andrew sehr befreiend, denn "er möchte wissen, worum es in den Songs geht. Jeder, der die Songs performt, soll die Lyrics kennen und das in sein Spiel einfließen lassen."