Große Unterschiede bei Kurs-Teilnehmern
Deutsch-Kurse: Somalier und Eritreer tun sich schwer
- Veröffentlicht: 31.08.2019
- 12:04 Uhr
- dpa
In den Sprachkursen für Zuwanderer drücken die unterschiedlichsten Menschen die Schulbank. Die einen haben niemals richtig Schreiben und Lesen gelernt, die anderen waren auf der Uni. Eine Statistik zeigt nun, wo die Unterschiede liegen.
Bei den Deutsch-Tests für Zuwanderer tun sich Teilnehmer aus Somalia und Eritrea besonders schwer. Nur ungefähr jeder vierte Teilnehmer aus den beiden armen ostafrikanischen Ländern erreichte das für die selbstständige Verständigung im Alltag nötige Niveau B1. Das geht aus einer Auskunft des Bundesinnenministeriums an den AfD-Bundestagsabgeordneten René Springer hervor, die der Deutschen Presse-Agentur vorliegt. Unter den Teilnehmern aus dem Irak schaffen demnach knapp 29 Prozent B1; bei den Afghanen ist es jeder Dritte, bei den Syrern gut jeder Dritte.
Wer den "Deutsch-Test für Zuwanderer" mit B1 abschließt, weist laut Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (Bamf) nach, dass er zum Beispiel ein Gespräch aufrechterhalten kann und in alltäglichen Situationen ausdrücken kann, was er sagen möchte.
Generell ist der Anteil der Teilnehmer, die das Sprachniveau B1 nicht erreichen, im Verlauf der vergangenen Jahre gestiegen. Das liege vor allem daran, dass der Anteil der Menschen gestiegen sei, die das Lesen und Schreiben ganz oder weitgehend noch lernen müssten, erklärte das Ministerium.
A2 "realistisches sprachliches Ziel"
In diesen Alphabetisierungskursen sei A2 ein "realistisches sprachliches Ziel", schreibt das Ministerium. Auf diesem Niveau in der oberen Stufe des Bereichs "Elementare Sprachverwendung" kann man laut Bamf zum Beispiel Sätze und häufig gebrauchte Ausdrücke verstehen, die mit der eigenen Lebenssituation zusammenhängen - etwa im Zusammenhang mit der Familie oder mit dem Einkaufen.
Insgesamt hat der Bund laut Ministerium seit 2013 rund 3,39 Milliarden Euro für Integrationskurse ausgegeben. Der Großteil des regulären Kurses entfällt auf den Sprachkurs. Im Orientierungskurs sollen die Teilnehmer etwas über Deutschland, seine Kultur und Rechte und Pflichten lernen.
"Vor dem Hintergrund der immensen Ausgaben für Integrationskurse halte ich die kontinuierlich steigenden Durchfallquoten beim Deutschtest für äußerst bedenklich", sagte der AfD-Politiker Springer. "Ich sehe die Bundesregierung in der Pflicht, hier schnellstens über die Ursachen aufzuklären, bevor sich der Eindruck der Integrationsunwilligkeit eines Großteils der Kursteilnehmer verfestigt."
Ukrainer sind besonders gut
Das Ministerium listet in seiner Antwort auf die kleine Anfrage Springers bereits mögliche Gründe auf. So habe im Jahr 2014 noch knapp die Hälfte der neuen Teilnehmer an den Kursen aus EU-Staaten gestammt, habe damit also meist schon lange die Schule besucht, könne gut lesen und schreiben und habe Erfahrung mit dem Lernen von Fremdsprachen. Das änderte sich, als 2015 viele Flüchtlinge nach Deutschland kamen. "Im Jahr 2016 stammten rund zwei Drittel der neuen Teilnehmenden aus den fünf Herkunftsländern Syrien, Iran, Irak, Somalia und Eritrea", schreibt das Ministerium. "Dieser Anteil sank zuletzt wieder auf unter 30 Prozent, während der Anteil der EU-Bürger, 2016 auf rund 18 Prozent gesunken, mittlerweile (erstes Quartal 2019) wieder bei 27 Prozent liegt."
Besonders gut schneiden beim Sprachkurs übrigens Ukrainer ab (78,7 Prozent auf Niveau B1). Bei mindestens 70 Prozent liegen Menschen aus Bosnien-Herzegowina sowie Inder, Rumänen, Polen, Nordmazedonier und Brasilianer.