Gewalt und Rassismus in der Serie A
Fan in Italien stirbt nach Krawallen
- Veröffentlicht: 27.12.2018
- 15:00 Uhr
- dpa
Gewalt und Rassismus belasten erneut den italienischen Fußball. Ein Fan stirbt in Mailand im Krankenhaus. Ein Profi des SSC Neapel wird aufgrund seiner Hautfarbe beim Spiel gegen Inter beleidigt.
Ein 35 Jahre alter Fan von Inter Mailand ist nach Ausschreitungen im Umfeld des Spiels seines Clubs und des SSC Neapel am Donnerstag im Krankenhaus gestorben. Der Mailänder Polizeichef Marcello Cardona sagte, dass die Ermittler glauben, der Fan könnte im Zuge der Auseinandersetzungen von einem Van oder SUV überfahren worden sein.
Der später gestorbene Fan gehörte nach Polizeiangaben zu einer Gruppe, die einen Van mit Neapel-Anhängern mit Schlägern und Stangen angegriffen hatte. Vier Napoli-Fans wurden dabei verletzt. Die Polizei hat drei Personen festgenommen. Die Partie am Mittwochabend beschloss den ersten Serie-A-Spieltag am zweiten Weihnachtsfeiertag seit 1971.
«Man kann nicht sterben, wenn man ins Stadion geht, um ein Fußballspiel zu sehen», sagte Innenminister Matteo Salvini laut Nachrichtenagentur AP. Er will Vertreter und Fans aller Clubs der beiden höchsten Spielklassen zusammenrufen, um sicherzustellen, dass «der Fußball dazu zurückkehrt, ein Moment der Freude und nicht der Gewalt zu sein. Wir müssen sehen, ob wir das tun können, zu dem andere nicht in der Lage waren.»
Mailand-Fan von Auto überfahren
Polizeichef Cardona will vorschlagen, dass Inter-Fans für den Rest der Saison keine Auswärtsspiele mehr besuchen dürfen und ihr Sektor im heimischen Meazza-Stadion bis zum 31. März gesperrt wird.
Profi Kalidou Koulibaly vom SSC Neapel hat nach seinem Platzverweis bei der Partie anhaltende rassistische Beleidigungen durch das Publikum beklagt. «Ich entschuldige mich für die Niederlage und vor allem dafür, dass ich meine Brüder im Stich gelassen habe», twitterte der Verteidiger nach der 0:1-Niederlage am Mittwochabend. «Aber ich bin stolz auf meine Hautfarbe, darauf, dass ich ein Senegalese bin, ein Franzose, Neapolitaner: ein Mann.»
Superstar Cristiano Ronaldo von Juventus Turin postete daraufhin bei Instagram: «Nein zu Rassismus und zu jeder Straftat und Diskriminierung.» Der frühere Bundesliga-Profi Kevin-Prince Boateng (US Sassuolo Calcio) schrieb in den sozialen Medien unter dem Hashtag #NoAlRazzismo: «Ich bin, Sie sind, wir sind alle Koulibaly.»
Neapel-Spieler rassistisch beleidigt
Neapels Trainer Carlo Ancelotti zeigte sich ebenfalls höchst verärgert. Aus seiner Sicht hätten die Beleidigungen schließlich dazu geführt, dass Koulibaly in der 81. Minute vom Platz gestellt wurde. Er hatte nach einer Gelben Karte dem Schiedsrichter applaudiert. «Koulibaly war einfach gereizt», sagte Ancelotti.
Der frühere Bayern-Coach erklärte, er habe die Unparteiischen während des Spiels mehrmals aufgefordert, die Partie wegen der Beleidigungen zu unterbrechen. «Es gab zwar einige Durchsagen, aber das war nicht genug, sie (die Fans) haben einfach weitergemacht», sagte Ancelotti nach dem Spiel. «Das nächste Mal hören wir einfach auf zu spielen, auch wenn wir dadurch verlieren.»
Verbandspräsident Gabriele Gravina sagte, dass die Ereignisse innerhalb und außerhalb des Stadions «nicht länger zu tolerieren» seien und dass er die Regeln vereinfachen will, die erlauben, ein Spiel abzubrechen. Seit Jahrzehnten belasten Gewalt und Rassismus den italienischen Fußball.
Inter Mailand hatte das Verfolgerduell mit 1:0 (0:0) gegen den SSC Neapel gewonnen. Joker Lautaro Martinez gelang der Siegtreffer in der Nachspielzeit (90.+1). Der Rückstand des Tabellenzweiten Neapel auf Spitzenreiter Juventus Turin beträgt nun schon neun Punkte, Inter liegt auf Rang drei 14 Zähler hinter dem Rekordmeister.