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Sturzopfer Müller gelähmt

Freund muss WM-Titelverteidigung abhaken

  • Veröffentlicht: 15.01.2016
  • 17:05 Uhr
  • dpa
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© dpa

Flugkönig Severin Freund wird seinen Thron am Kulm räumen müssen. Zur Halbzeit der Skiflug-WM liegt der Titelverteidiger aussichtslos im Hintertreffen. An der Spitze gibt es einen spannenden Fünfkampf. Mit Betroffenheit reagiert die Szene auf die Lähmung von Lukas Müller.

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Severin Freund blickte ratlos in den Schnee-Himmel über Bad Mitterndorf, als der Traum von der Titelverteidigung bei der Skiflug-WM frühzeitig geplatzt war. Schon am ersten Tag der Titelkämpfe am Kulm büßte der Weltmeister von 2014 als Halbzeit-Siebter alle Gold-Chancen ein. "Das ist natürlich ernüchternd. Er ist zu weit weg von den Medaillen. Damit haben wir leider nichts mehr zu tun", sagte Bundestrainer Werner Schuster.

Freunds Rückstand auf den führenden Norweger Kenneth Gangnes beträgt vor den abschließenden zwei Durchgängen an diesem Samstag bereits schier uneinholbare 48,9 Punkte. "Der ganz große Wurf war das heute nicht. Jetzt wird es ganz schwer, denn das ist schon ein ziemlich großes Loch", gab Freund zu.

Spannender Fünfkampf erwartet

Auch Silber und Bronze sind für den Tournee-Zweiten außer Reichweite. Knapp hinter Gangnes, der auf 236 und 216 Meter flog, lauern Vierschanzentourneesieger Peter Prevc aus Slowenien und der Österreicher Stefan Kraft. Selbst der viertplatzierte Norweger Johann Andre Forfang hat fast 40 Zähler Vorsprung auf Freund.

Der deutsche Hoffnungsträger verlor zu allem Übel auch noch seinen Schanzenrekord. Im ersten Durchgang segelte Japans Altmeister Noriaki Kasai, der als Fünfter ebenfalls noch Medaillenchancen besitzt, zunächst auf 240,5 Meter. Dann setzte Prevc mit 243 Metern noch einen drauf.

Schuster mit Teamergebnis zufrieden

Von solchen Flügen konnte Freund nur träumen. 209,5 und 203 Meter waren viel zu wenig, um mit den Besten mithalten zu können. "So richtig Spaß hat es nicht gemacht", räumte der Bayer ein. "Das Fluggefühl hat sich nicht eingestellt. Da geht es bei der Landung halt früher runter."

Weitgehend zufrieden war Schuster mit den anderen DSV-Springern. "Sie haben das ganz ordentlich gemacht. Sonst hatten wir kein Team, aber einen Freund in der Spitze. Jetzt haben wir ein Team, aber keinen Freund in der Spitze", stellte er fest. Richard Freitag belegt zur Halbzeit den elften Platz, Andreas Wellinger ist 13. Stephan Leyhe geht als 19. in den zweiten Tag, Andreas Wank als 28.

Müller nach Sturz weiter im Krankenhaus

Überschattet wurde die hochkarätige Flugshow von der Nachricht, dass der am Mittwoch beim Einfliegen schwer gestürzte Österreicher Lukas Müller durch den Bruch des sechsten und siebten Halswirbels eine inkomplette Querschnittslähmung erlitten hat. "Er kann die Beine derzeit nicht bewegen", teilte Franz-Josef Seibert, Unfallchirurgie-Vorstand am Universitätsklinikum Graz, am Freitag mit.

Ob Müller irgendwann wieder gehen könne, sei offen. "Es wäre unseriös, zum jetzigen Zeitpunkt eine fixe Aussage dazu zu machen", erklärte Seibert. Nach Angaben des Ärztlichen Direktors Gernot Brunner sei dies eine "Frage von Monaten oder sogar einem Jahr. Derzeit kann sie niemand auf der Welt beantworten."

Betroffenheit allerorten

Die Schock-Diagnose löste große Betroffenheit im Springerlager aus. "Wir sind keine Labor-Sportart, da kann immer etwas passieren. Aber in diesem Fall ist es saublöd hergegangen und extrem bitter", sagte Freund.

"Mir tut es extrem weh, dass er so schwer verletzt ist. Das ist tragisch für ihn", sagte Bundestrainer Werner Schuster. Der Österreicher in deutschen Diensten kennt Müller noch aus seiner Trainerzeit am Skigymnasium Stams. "Ich hoffe, dass er die Kraft hat, im wahrsten Sinne des Wortes wieder auf die Beine zu kommen."

Müller muss für einige Tage zur Beobachtung auf der Intensivstation bleiben, weil durch die Lähmung auch die Rumpf- und Atemmuskulatur beeinträchtigt wird. Nach Auskunft der Ärzte ist er bei Bewusstsein und muss nicht mehr künstlich beatmet werden. Obwohl der 23-Jährige keinem Verbandskader mehr angehört, sagte ihm der ÖSV die volle Unterstützung zu. "Wir werden in jeder Form helfen", versprach Präsident Peter Schröcksnadel.

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