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Schwere Paris-Rückkehr für EM-Lose

Löw: Signal über den Fußball hinaus

  • Veröffentlicht: 10.12.2015
  • 13:52 Uhr
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© dpa

Oliver Bierhoff mag Turnierauslosungen. Die Zeremonie für die EM 2016 steht aber noch unter den Eindrücken der schrecklichen Anschläge in der Finalstadt Paris. Bundestrainer Löw sieht die Veranstaltung im Palais de Congrès als Signal weit über den Fußball hinaus.

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Die schrecklichen Erlebnisse in der Terrornacht von Paris haben Joachim Löw und Oliver Bierhoff noch nicht losgelassen. Die übliche Vorfreude auf die Auslosung für ein großes Turnier hat sich aber gerade beim Teammanager der deutschen Fußball-Weltmeister dennoch eingestellt. "Ich glaube, dass wir alle den 13. November noch im Kopf haben. Diesen Tag und die Ereignisse vergisst man nicht so schnell", sagte Bierhoff vor der sehr speziellen Los-Zeremonie für die EM-Endrunde 2016 am Samstag in Paris.

Die Auslosung ist für den Europameister von 1996, aber auch für Joachim Löw die Möglichkeit, nach vorn zu schauen. Mit der Auslosung der sechs Vorrundengruppen rücke "wieder der Fußball stärker ins Blickfeld", betonte der Bundestrainer. Und rein sportlich blickt Löw der Veranstaltung mit weltmeisterlicher Coolness entgegen.

"Im Ernst: Mir ist völlig egal, wer uns zugelost wird", äußerte der 55-Jährige gelassen. "Für mich viel entscheidender ist, dass wir unmittelbar im Anschluss an die Auslosung endlich konkret in die weiteren Planungen und Vorbereitungen einsteigen können. Sportlich wie organisatorisch." Die sportlich holprige Qualifikationsrunde hat Löws Vertrauen in sein Weltmeister-Ensemble nicht angekratzt: "Entscheidend sind für uns nicht die Gegner, entscheidend sind wir selbst. Alles hängt von uns ab." Deutschland ist in Topf 1 gesetzt, frühe Duelle mit Gastgeber Frankreich oder Titelverteidiger Spanien sind so ausgeschlossen. Italien droht als härtester Vorrundengegner.

Lebensfreude spüren

Bei der Los-Zeremonie geht es aber um mehr als die Gruppeneinteilung. "Ich hoffe sehr, dass wir in Paris auch wieder Normalität und die typische französische Lebensfreude spüren werden. Die Auslosung zu einer Welt- oder Europameisterschaft an sich ist für mich immer etwas Besonderes. Denn dann bekommt das Turnier endlich ein Gesicht und wir können anfangen, detailliert zu planen", erläuterte Bierhoff.

Löw hatte sich nach der bewegenden Novemberreise, die mit der kurzfristigen Absage der Partie gegen die Niederlande in Hannover aus Terrorsorge nur vier Tage nach dem Frankreich-Spiel ein dramatisches Ende fand, öffentlich rar gemacht. Nun sieht der Bundestrainer in der Auslosung ein Ereignis mit Symbolkraft weit über den Fußball hinaus.

"Lassen uns diese Werte nicht nehmen"

"Gemeinsam mit den Teilnehmern aus den anderen Nationen wollen wir in Paris auch dokumentieren, dass wir an unserer Lebensweise festhalten, die geprägt ist von Offenheit, Toleranz, Respekt, Solidarität und Freiheit. Wir lassen uns diese Werte nicht nehmen", erklärte Löwauf der DFB-Homepage. Die intensive Aufarbeitung des Erlebten war für Bierhoff wichtig. "Generell aber hat es mir in den Tagen danach auch gut getan, mich wieder in die Arbeit zu stürzen", sagte der Manager.

Gemeinsam mit dem Trainerstab und DFB-Interimschef Reinhard Rauball werden Löw und Bierhoff im Palais des Congrès im Westen von Paris anwesend sein. Der Teammanager wird sogar als einer von vier prominenten Ex-Stars der EM-Geschichte als Lospate fungieren. Der Siegtorschütze von 1996 wird somit auch den EM-Fahrplan der deutschen Auswahl mitbestimmen. Erstmals ist es ein Mammut-Turnier mit 24 Teilnehmern. "Am Ende werden sich immer die stärksten Mannschaften durchsetzen", bemerkte Löw zur Aufstockung um acht Nationen. "Ich bin sehr gespannt auf unsere Gegner", bekannte zumindest Bierhoff.

Vorfreude ist da

"Wir hatten in den vergangenen Turnieren immer schwere Lose in unseren Gruppen – und haben nie lamentiert. Das werden wir jetzt genauso halten", kündigte der Manager an. "Ich kann sagen, dass ich mich auf die Europameisterschaft in Frankreich sehr freue", ergänzte Bierhoff. "Frankreich wird ein hervorragender Gastgeber sein, in den nächsten Tagen genauso wie beim Turnier selbst", glaubt auch Löw.

Bierhoff erinnerte noch mal an die bangen Stunden der Weltmeister, die nach dem Länderspiel gegen den EM-Gastgeber die Nacht in der Kabine der Endspielarena Stade de France verbracht hatten. «Das ist natürlich nicht einfach. Vor wenigen Wochen haben wir eine Situation erlebt, die man bis dahin vielleicht nur aus den Nachrichten kannte, eine Bedrohung war plötzlich sehr nah», sagte Bierhoff.

Die EM-Organisatoren versprechen für die Auslosung und das Turnier vom 10. Juni bis 10. Juli 2016 mit 51 Spielen in zehn Stadien alle Anstrengungen, um neue Terrorattacken zu verhindern. Das Kongresszentrum an der Porte Maillot wird zum Hochsicherheitstrakt. "Wir werden die notwendigen Schritte vornehmen, damit die EM 2016 mit den bestmöglichen Sicherheitsvorkehrungen stattfindet", sagte Cheforganisator Jacques Lambert.

Erhöhte Sicherheitsmaßnahmen

Der Franzose gab zudem das demokratische Dogma als Antwort auf die Anschläge mit 130 Toten und Hunderten Verletzten vor: "Wenn wir die EM jetzt infrage stellen, beugen wir uns den Regeln der Terroristen." Diese Haltung unterstützt auch Bierhoff: "Alle müssen sich auf erhöhte Sicherheitsmaßnahmen einstellen. Insgesamt aber werden die Franzosen auch bei diesem Turnier ihren typisch französischen Charme versprühen, da habe ich gar keinen Zweifel."

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