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Meldung über Tod von Abaaoud

Mutmaßlicher Organisator offenbar tot

  • Veröffentlicht: 18.11.2015
  • 20:55 Uhr
  • dpa
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© dpa

Bei dem Anti-Terror-Einsatz nördlich von Paris werden sieben Verdächtige festgenommen. Es gibt auch Tote, darunter soll der mutmaßliche Drahtzieher der Anschläge sein. Frankreichs Hauptstadt entging offenbar einem weiteren Anschlag. Die Bedrohungslage in Deutschland schätzt de Maiziere als "wirklich ernst" ein.

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Paris ist womöglich einem weiteren Terroranschlag entgangen. Die während einer Anti-Terror-Aktion in Saint-Denis überwältigte Gruppe sei bereit gewesen zu Aktionen, sagte der für Terrorismus zuständige oberste Staatsanwalt François Molins am Mittwoch in Paris.

Zugleich erläuterte Molins, dass der als Drahtzieher der jüngsten Terroranschläge geltende Abdelhamid Abaaoud nicht unter den bei dem Einsatz nördlich von Paris festgenommenen Verdächtigen sei. Auch der international gesuchte Terrorverdächtige Salah Abdeslam sei nicht darunter.

Bei der Razzia nördlich der Hauptstadt wurden insgesamt sieben Verdächtige festgenommen. Zwei weitere mutmaßliche Terroristen kamen am Mittwoch ums Leben. Bei dem Zugriff wurden auch fünf Mitglieder einer Spezialeinheit verletzt. Die Identität der Getöteten werde noch ermittelt, sagte der für Terrorismus zuständige oberste Staatsanwalt.

Die "Washington Post" meldete unter Berufung auf Geheimdienstkreise, dass Abaaoud bei dem Einsatz getötet wurde.

Attentäter kommunizierten per SMS

Präsident François Hollande sagte, es gebe eine Verbindung zwischen den sieben Festgenommenen und den Angreifern, die am Freitag 129 Menschen ermordet hatten.

Der Zugriff hatte gegen 4.30 Uhr begonnen dauerte rund sieben Stunden. Zwischenzeitlich waren Explosionen zu hören. Währenddessen saßen 15.000 bis 20.000 Anwohner in ihren Wohnungen fest, wie der Beigeordnete Bürgermeister Stéphane Peu der Zeitung "Le Parisien" sagte. Er berichtete von einem fast ununterbrochenen Schusswechsel, der eineinviertel Stunde gedauert habe. Etwa 15 Menschen, darunter Kinder, seien aus dem gestürmten Gebäude in Sicherheit gebracht worden. "Es gibt keine Verletzten unter den Bewohnern", sagte Peu.

Die Pariser Attentäter haben wohl per SMS kommuniziert. Ein Handy mit der Textnachricht "Wir legen los, wir fangen an" sei laut Molins in einem Mülleimer nahe des Musiksaals "Bataclan" gefunden worden. Es gelte nun festzustellen, wer der Adressat der Nachricht sei. Bei dem Anschlag auf ein Rockkonzert in dem Musikclub vergangenen Freitag gab es die meisten der mindestens 129 Todesopfer.

De Maiziere: "Hundertprozentige Sicherheit wird es nie geben"

In Deutschland gibt es nach Einschätzung von BKA-Chef Holger Münch keine Hinweise auf weitere konkrete Anschlagspläne. Dennoch stufen Münch und Bundesinnenminister Thomas de Maizière (CDU) die Situation als potenziell gefährlich ein. "Die Bedrohungslage für Europa und auch für Deutschland ist ernst - wirklich ernst", sagte de Maizière am Mittwoch bei der Herbsttagung des Bundeskriminalamtes (BKA) in Mainz.

Münch betonte, es bleibe bei der Einschätzung einer ernstzunehmenden Bedrohungslage. Einen konkreten Hinweis auf ein weiteres Ziel gebe es nicht. "Dass die Bevölkerung sich jetzt mehr Sorgen macht, kann ich verstehen."

Das Länderspiel Deutschland-Niederlande war am Dienstag in Hannover nach Terroralarm abgesagt worden. Die Menschen sollten weiter zu Konzerten gehen, in Fußballstadien und zu Weihnachtsmärkten, sagte de Maizière. "Und wir sollten sie dazu ermuntern."

Die Sicherheitsbehörden seien wachsam. Aber: Polizeikräfte könnten nicht überall sein. "Einen absoluten Schutz und hundertprozentige Sicherheit wird es in unserer offenen, pluralistischen Gesellschaft nie geben."

Alle Opfer identifiziert

Die französischen Ermittler haben inzwischen alle 129 Todesopfer identifiziert. Bis Ende der Woche sollten auch alle Autopsien abgeschlossen sein, teilte der Élyséepalast mit.

Auch in Syrien geht Frankreich weiter massiv gegen die IS-Terrormiliz vor, die sich in einer nicht verifizierten Mitteilung zu dem Anschlag am Freitag mit 129 Todesopfern bekannt hatte.

Bei Luftangriffen französischer Jets und Flugzeugen anderer Nationen auf die nordsyrische IS-Hochburg Al-Rakka wurden in den vergangenen drei Tagen mindestens 33 Extremisten getötet. Zudem gebe es Informationen über weitere Opfer, erklärte die Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte.

Air-France-Flugzeuge umgeleitet

Frankreichs Luftwaffe hatte nach der Terrorserie in Paris massive Luftangriffe auf Stellungen der IS-Terrormiliz Islamischer Staat (IS) in Al-Rakka und im Umland der Stadt geflogen. Dutzende Familien hochrangiger IS-Anführer seien wegen der Angriffe aus Al-Rakka gebracht worden, erklärte die Beobachtungsstelle weiter.

In Zusammenarbeit mit den USA will die Türkei nun auch die rund 100 verbleibenden Kilometer der Grenze zum Nachbarland Syrien schließen, wie US-Außenminister John Kerry auf CNN sagte. Es geht um einen Abschnitt im Nordwesten, der auf syrischer Seite unter Kontrolle der IS-Terrormiliz steht. Die Extremisten nutzen ihn als Nachschubroute.

Zwei Flugzeuge der französischen Fluggesellschaft Air France wurden nach anonymen Drohungen auf Flügen von den USA nach Paris umgeleitet. Eine Maschine sei in Los Angeles gestartet und auf dem Weg nach Paris auf einen Flughafen in Salt Lake City gelotst worden, teilte der Flughafen mit. Eine zweite Maschine mit 298 Menschen an Bord war von Washington nach Paris aufgebrochen, musste aber im kanadischen Halifax wieder landen. Beide Maschinen landeten sicher.

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