Chronische und wiederkehrende Kopfschmerzen bei Schülern
Studie: Kopfschmerz bei Schülern weit verbreitet
- Veröffentlicht: 07.06.2019
- 13:20 Uhr
- dpa
Kopfschmerzen sind bei Schülern weit verbreitet. Und sie treffen Mädchen häufiger als Jungen. Das besagt eine Studie, die auch die Rolle von digitalem Medienkonsum oder Sport beleuchtet. Ein Ergebnis hat die Projektgruppe überrascht.
Chronische Kopfschmerzen sind bei Schülern einer Befragung zufolge weit verbreitet und treffen Mädchen deutlich häufiger als Jungen. Die Ergebnisse der Umfrage des Deutschen Kinderschmerzzentrums an der Vestischen Kinder- und Jugendklinik in Datteln wurden am Freitag vorgestellt. Demnach gaben in der repräsentativen Erhebung 40 Prozent der mehr als 2000 Befragten aus städtischen Regionen in Nordrhein-Westfalen chronische Schmerzen an. Das sind nach gängiger Definition Schmerzen, die seit mindestens drei Monaten wenigstens einmal im Monat auftreten. Rund 33 Prozent aller Schüler berichteten, sogar mindestens einmal pro Woche Schmerzen zu haben. Am häufigsten handelte es sich um wiederkehrenden Kopfschmerz.
Über chronische Kopfschmerzen klagte mehr als jeder vierte Schüler (27 Prozent). Mädchen waren mit 35 Prozent viel häufiger betroffen als Jungen (18 Prozent). Hier spielten biologische Komponenten - etwa das Einsetzen der Menstruation - und psychologische und emotionale Faktoren eine Rolle, sagte Studienleiterin Julia Wager. Unter allen Schülern mit chronischen Kopfschmerzen erlebten 80 Prozent diese mindestens einmal pro Woche. Gut jeder Dritte mit wiederkehrendem Kopfschmerz verpasst daher auch Schulunterricht.
Überraschend hoher Medikamentenkonsum der Kinder
Beim Umgang mit dem Schmerz zeigte sich: 37 Prozent der Befragten mit chronischen Kopfschmerzen hatten im letzten Quartal einen Arzt aufgesucht. Gut drei Viertel (76 Prozent) sagten, dass sie in den vergangenen drei Monaten Medikamente genommen haben - und zwar im Durchschnitt an vier Tagen im Monat. In rund 13 Prozent der Fälle sogar eine Woche lang. Mädchen greifen dabei laut Studie häufiger zu Schmerzmitteln als Jungen. "Der hohe Medikamentenkonsum hat uns überrascht und ist alarmierend", betonte Wager.
Medikamente seien bei Spannungskopfschmerz bei weitem nicht das einzige Mittel. Vieles andere könne helfen - frische Luft, Bewegung, Ablenkung. Jungen Leuten müsse klar sein, dass Schmerzmittel Nebenwirkungen haben können. "Und dass man selber aktiv etwas tun kann gegen den Schmerz", sagte Wager. Das Ergebnis zeige auch, dass es mehr Präventionskonzepte brauche.
Chronische Kopfschmerzen werden laut Studie durch Medienkonsum begünstigt. Jede Stunde, die Heranwachsende mit Medien wie Handy, Tablet, Laptop, Computer aber auch Fernseher - verbringen, erhöhe das Kopfschmerzrisiko um sieben Prozent, berichtete Wager. Die Studienteilnehmer nutzen diese Medien durchschnittlich rund fünf Stunden. Es gebe einen Zusammenhang, aber "keine massive Gefährdung" durch diese Medien.
Sport als wichtiger Schutzfaktor
Schmerz sei "multidimensional". Auch die Schlafqualität könne einen Einfluss haben. Wer sich in der Schule nicht wohlfühle oder seine schulische Leistung vergleichsweise gering einschätze, habe tendenziell ein erhöhtes Risiko. Wichtiger Schutzfaktor sei körperliche Bewegung: Drei Viertel der Befragten treiben mindestens zweimal oder dreimal pro Woche Sport. "Bei ihnen ist das Risiko chronischer Kopfschmerzen um 50 Prozent reduziert."
Neben Kopfschmerzen hatten die Kinder und Jugendlichen auch häufig Muskel- und Gelenkschmerzen (20 Prozent) sowie Bauchschmerzen (18 Prozent) angegeben.
Am Schmerzzentrum der Vestischen Klinik in Datteln, die eng mit der Uni Witten/Herdecke kooperiert, waren im Rahmen des vom Bund geförderten Projekts für die so genannte Chap-Studie ein Jahr lang zu fünf Zeitpunkten mehr als 2000 Schüler online befragt worden. Die Kinder und Jungendlichen der fünften bis zehnten Klassen wohnten in städtischen Regionen in Nordrhein-Westfalen. Auch rund 1600 Eltern machten Angaben. Es ging um Schmerzen, körperliche und psychische Gesundheit, Schule und Freizeit sowie die Einnahme von Medikamenten oder Arztbesuche.