Durch Flüchtlingskrise und Konjunkturskepsis
Verbraucherstimmung gedämpft
- Veröffentlicht: 28.10.2015
- 15:51 Uhr
- dpa
Der anhaltende Zustroms von Flüchtlingen drückt auf die Stimmung der Verbraucher, das Konsumklima verschlechtert sich. Mittelfristig könnte die VW-Krise die Stimmung noch stärker belasten.
Angesichts des stark gestiegenen Zustroms von Flüchtlingen mehren sich die Konjunktursorgen der Verbraucher. Das Konsumklima in Deutschland kühlt sich weiter ab. Immer mehr Verbraucher rechnen inzwischen mit einer Schwächephase der deutschen Wirtschaft und befürchten, weniger Geld im Portemonnaie zu haben, wie die Nürnberger Gesellschaft für Konsumforschung (GfK) am Donnerstag in ihrer neuesten Studie berichtete. Der Konsumklimaindexfür Oktober sinkt zum zweiten Mal in Folge - von 9,9 Punkten im Vormonat auf aktuell 9,6 Punkte. Sollte der Zustrom an Flüchtlingen weiter anhalten, dürfte dies auch die Konjunkturerwartungen weiter eintrüben, hieß es.
"Die Konjunkturerwartung ist erfahrungsmäßig immer stark geprägt von Medienthemen, und da war natürlich zuletzt vor allem die Flüchtlingskrise präsent", sagte GfK-Experte Rolf Bürkl der Deutschen Presse-Agentur. "Die Verbraucher fühlen sich verunsichert." So habe beispielsweise die Zahl der Bürger, die eine steigende Arbeitslosigkeit in Deutschland erwarteten, in den vergangenen beiden Monaten sprunghaft zugenommen.
Im Sog der sinkenden Konjunkturaussichten schrauben die Menschen laut GfK auch ihre Einkommenserwartung zurück, die Kauflust leide. Auf die Frage, ob im Moment ein guter Zeitpunkt für größere Anschaffungen sei, äußerten sich die Verbraucher zum vierten Mal in Folge skeptischer. Wiederholt schätzten die 2.000 repräsentativ ausgewählten Verbraucher auch ihre Einkommensaussichten weniger optimistisch ein als im Vormonat. Allerdings fielen die Rückgänge moderat aus. "Daran zeigt sich: Die Bürger sehen für sich persönlich noch keine großen Auswirkungen der Flüchtlingskrise", erklärte Bürkl.
Ob sich der Abwärtstrend fortsetze, hänge vermutlich in erster Linie davon ab, wie die Politik mit dem Flüchtlingszustrom nach Deutschland in den nächsten Wochen und Monaten umgehe, teilte die GfK mit. Neben der Flüchtlingskrise würden die Konjunktursorgen auch von wirtschaftlich schwächelnden Schwellenländern wie China, Brasilien und Russland verstärkt. Das beeinträchtige die Exportaussichten deutscher Unternehmen.
Trend noch ungewiss
Insgesamt sind in Deutschland laut GfK die Voraussetzungen für eine gute Verbraucherstimmung aber weiter gegeben: Rahmenbedingungen wie Einkommen, Arbeit und Inflation seien nach wie vor exzellent. "Wir sind jetzt zwei Monate in Folge zurückgegangen: einmal leicht, jetzt ein bisschen stärker", sagte Bürkl mit Blick auf den Index. Von einem echten Umschwung könne aber noch nicht die Rede sein. Nach wie vor bewege sich der Indikator auf einem hohen Niveau. "Allerdings sollte man das jetzt doch genauer im Auge behalten. Es ist nicht auszuschließen, dass sich dieser Trend verfestigt", betonte Bürkl.
Der nächste Index-Dämpfer sei bereits absehbar: die Abgas-Manipulationen bei Volkswagen. Da die Befragung für den Oktober-Index bereits am elften September abgeschlossen war, floss der "VW-Dieselgate" noch nicht in die Befragung ein. Der Imageschaden für die deutsche Automobilindustrie sei aber in jedem Fall groß, sagte Bürkl: "Dann haben wir schnell Auswirkungen auf Konjunkturaussichten und Angst vor Arbeitslosigkeit in der Automobil- und Zuliefererbranche."