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Fachkräftegipfel

Wirtschaft und Regierung wollen ausländische Fachkräfte umwerben

  • Veröffentlicht: 16.12.2019
  • 18:45 Uhr
  • dpa
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Deutschland fehlen Fachkräfte. Die sollen nun auch stärker aus dem Ausland kommen. Am 1. März tritt dazu ein neues Gesetz dazu in Kraft. Was muss passieren, damit es wirkt? Verbände und Politik beraten im Kanzleramt.

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Im Schulterschluss mit der Wirtschaft will die Bundesregierung mehr ausländische Fachkräfte ins Land locken. So sollen die Auslandshandelskammern sich stärker um die Gewinnung von Fachkräften bemühen, etwa mit Rekrutierungsreisen für kleine und mittelständische Unternehmen. Das sieht die Abschlusserklärung vor, die am Montagabend beim Fachkräftegipfel unterzeichnet werden sollte. Ein Entwurf lag der Deutschen Presse-Agentur vor.

An dem Spitzentreffen im Kanzleramt wollten Vertreter von Bundesregierung, Ländern, Wirtschaft und Gewerkschaften teilnehmen. Es geht darum, wie das neue Fachkräfteeinwanderungsgesetz schnell wirken kann. Es tritt am 1. März 2020 in Kraft und soll qualifizierten Arbeitnehmern aus Nicht-EU-Staaten den Weg nach Deutschland ebnen.

Das "inländische Potenzial" bleibe "die wichtigste Stellschraube" beim Versuch, dem Fachkräftemangel zu begegnen, heißt es in der Erklärung. "Gleichzeitig wird Deutschland immer stärker auf die Zuwanderung qualifizierter Fachkräfte angewiesen sein. Ausländische Beschäftigte stellen schon jetzt einen wichtigen Teil der Belegschaften in Deutschland und tragen maßgeblich zum Wohlstand Deutschlands bei."

Programme für Qualifikation und Sprache

Die Bundesregierung hofft laut Entwurf, dass ihr Informationsportal "Make it in Germany" mit Hotline und Jobbörse stärker genutzt wird und Unternehmen mehr Stellenangebote für ausländische Fachkräfte melden. Da ausländische Berufsabschlüsse nicht immer mit deutschen Abschlüssen vergleichbar sind, soll die Wirtschaft mit eigenen Bildungseinrichtungen und mit Unterstützung in Betrieben bei der Qualifikation helfen. Auch Sprachprogramme sollen ausgebaut werden.

Außenminister Heiko Maas (SPD) erklärte, Fachleuten solle der Weg nach Deutschland geebnet werden. "Dazu wird das Auswärtige Amt seine Kapazitäten bei der Bearbeitung der Visa erhöhen und die Verfahren digitalisieren."

Unternehmen in Deutschland sehen den Fachkräftemangel als erhebliches Problem. In einer Umfrage des Deutschen Industrie- und Handelskammertags (DIHK) gaben 56 Prozent der Firmen an, dass dies das größte Geschäftsrisiko darstelle. Ein Drittel der Unternehmen hat demnach in den vergangenen Jahren bereits ausländische Fachkräfte aus der EU sowie aus Nicht-EU-Staaten eingestellt.

Mit dem Handwerk solle besprochen werden, "auf welche Länder wir uns erst einmal konzentrieren", kündigte Arbeitsminister Hubertus Heil (SPD) im Inforadio des RBB an. Es sei Aufgabe der Wirtschaft selbst, sich um Fachkräfte zu kümmern. "Und wir werden dann die entsprechenden bürokratischen Hürden weghauen." Es gehe etwa um die Anerkennung von Berufsabschlüssen, Sprachkenntnisse und Visumserteilung.

Deutschland bei Attraktivität auf Rang zwölf

Zuwanderungswilligen Akademikern bietet Deutschland einer anderen Studie zufolge nur mäßige Rahmenbedingungen. Bei der Attraktivität lande die Bundesrepublik unter den mehr als 30 OECD-Industrieländern nur auf Rang zwölf, heißt es in einer gemeinsamen Untersuchung der Bertelsmann Stiftung und der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD).

Linken-Chefin Katja Kipping plädierte bei RTL/ntv für einen Pfadwechsel - "raus aus dem Asylverfahren rein ins Fachkräfteverfahren. Denn diese Menschen sind schon hier, haben schon begonnen, die deutsche Sprache zu lernen und teilweise begonnen, sich zu integrieren. Da fangen wir nicht bei Null an."

FDP-Generalsekretärin Linda Teuteberg kritisierte, das neue Gesetz sei "kein großer Wurf, sondern eine Ansammlung von Detailregelungen". "Es gibt keine konsequente Punkteregelung, keine Regelung, die übergreifend für akademisch und beruflich gebildete Menschen gleichermaßen klare Kriterien schafft."

AfD-Fraktionschefin Alice Weidel übte Kritik: "Mit der geplanten Anwerbung von Fachkräften im Ausland wird sich das Problem der Zuwanderung in die Sozialsysteme weiter verschärfen. Am Ende wird es heißen: Wir riefen Fachkräfte und Sozialhilfeempfänger kamen." Es sei sinnvoller, die Abwanderung von Fachkräften aus Deutschland zu stoppen.

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