Einehe - wider der Natur?
Monogame Beziehung: Ist sie natürlich?
"… und sie lebten glücklich bis an ihr Lebensende": So oder ähnlich stellen sich auch Verfechter der Monogamie ihren Lebensabend vor. Doch ist das nicht wider die Natur? Und woher stammt eigentlich das "normale" Konzept der Einehe?
Monogamie ist im Westen die Norm
Wenn Sie sich eine perfekte Beziehung vorstellen, denken Sie dann monogam? Ja? Dann sind Sie damit zumindest im westlichen Teil der Welt in bester Gesellschaft. Denn auch, wenn Umfragen verschiedener Forschungsinstitute in den vergangenen Jahren die Monogamie immer wieder als Auslaufmodell deklarierten, ist und bleibt sie in den meisten Gegenden der westlichen Hemisphäre nach wie vor die Norm, auch, weil viele soziale Strukturen diese Form der Beziehung fördern.
Relativieren ließe sich, dass das Konzept in der jüngeren Vergangenheit zunehmend von der lebenslangen Einehe zur sogenannten "seriellen Monogamie" übergeht. Das bedeutet, dass zwei Individuen so lange mit einem Lebensabschnittspartner zusammenleben, wie es für sie eben passend erscheint. Danach wechseln sie in die nächste, ebenfalls monogame Beziehung. Vor allem in der Gruppe der 16- bis 29-jährigen sei dieses Modell zunehmend beliebt, so eine repräsentative Studie im Auftrag der "Apotheken Umschau". Bei Menschen jenseits der 60 gelte hingegen nach wie vor das Motto "Bis dass der Tod uns scheidet."
Woher kommt die Monogamie?
In den allermeisten westlichen Gesellschaften setzte sich im Laufe der Geschichte jedoch die Monogamie als vorherrschende Beziehungsform durch. Das soll Forschern der "University of Waterloo" und des "Max-Planck-Instituts für evolutionäre Anthropologie" in Leipzig zufolge zum einen mit dem Aufkommen der Landwirtschaft und dem Sesshaft werden der einstigen Nomadenbevölkerung zusammenhängen. Zum anderen seien monogame Gruppen in Bezug auf Geschlechtskrankheiten und damit einhergehende Unfruchtbarkeit begünstigt gewesen, da sich diese hier nicht so leicht ausbreiten konnten und so schnell wieder verschwanden, so die Wissenschaftler. Auch das Christentum trug schließlich seinen nicht unerheblichen Teil zur Vorherrschaft der Monogamie bei.
Leben Menschen von Natur aus monogam?
In einer Zeit, in der das Scheitern monogamer Beziehungen sichtbarer denn je ist und das Interesse an offenen Beziehungen wächst, stellt sich die Frage: Ist der Mensch für das Glück zu zweit gemacht? Wissenschaftler der US-amerikanischen "Nationalen Akademie der Wissenschaften" behaupten: Ja! Sie sind der Ansicht, dass Menschen monogame Beziehungen eingehen, um ihren Nachwuchs zu schützen. Vorbild sind die Primaten, von denen rund ein Viertel in einer sozialen Monogamie leben soll. Soziale Monogamie bedeutet, dass Männchen und Weibchen eine Zweierbeziehung eingehen, um den Nachwuchs gemeinsam aufzuziehen. Sexuelle Kontakte mit anderen sind aber nicht ausgeschlossen, Eifersucht spielt in der Tierwelt nur eine untergeordnete Rolle. Von ewiger Liebe kann bei den Primaten daher keine Rede sein, vielmehr von einer Zweckbeziehung.
Überhaupt ist Monogamie in der Tierwelt die absolute Ausnahme. Nur drei bis fünf Prozent der Säugetiere leben in dieser Form der Beziehung zum Teil auch nur während der Zeit der Jungenaufzucht. Bei den Übrigen ist Polygamie die Regel. Im Vogelreich ist das ein bisschen anders. Hier wird von über 90 Prozent monogamen Beziehungen, zumindest während der Brutaufzucht, ausgegangen.
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