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Über was ist King Charles III. eigentlich regent?

Königreich, Commonwealth & Co: So groß ist das Reich von King Charles III. wirklich

  • Veröffentlicht: 30.09.2022
  • 16:30 Uhr
  • Jannah Fischer
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© picture alliance / empics | Jack Hill/The Times

Durch den Tod von Queen Elizabeth II. übernahm ihr ältester Sohn Charles als King Charles III. den Thron. Mit dem Wechsel kommen auch die ganzen Bereiche auf, über die sein Königreich spannt. Aber was ist eigentlich das Commonwealth, wieso zählt Irland zu Großbritannien, aber nicht unbedingt zur Krone und darf King Charles eigentlich mitregieren? Alle Infos gibt’s hier:

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Was ist eigentlich ein Königreich?

Ein Königreich ist - sehr einfach heruntergebrochen - ein Gebiet, das von einem König in einer monarchistischen Staatsform regiert wird. Das Interessante dabei ist, dass der Begriff keinen Aufschluss darüber gibt, wie groß das Königreich ist oder wie gut instituiert oder mächtig der König in seinem eigenen Reich ist.

König Charles III.: Hat er das Zeug zum König?

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Die Macht des Monarchen im Königreich:

Absolute Monarchie: Wie der Name schon andeutet, liegt hier die absolute, also die ganze Macht beim Monarchen. Im Wesentlichen hat niemand anderes politisches Mitbestimmungsrecht - weder das Volk noch Fürsten oder Grafen.
Ein bekannter absoluter Monarch ist der französische König Ludwig XIV (auch bekannt als Sonnenkönig), der im 17. Jahrhundert den Thron bestieg.
Heutzutage sind absolute Monarchien eher die Ausnahme, können aber dennoch gefunden werden, wie z.B. im Oman unter Sultan Haitham ibn Tariq oder in Katar unter Scheich Tamim bin Hamad Al Thani.

Konstitutionelle Monarchie: Die Macht des Monarchen wird hier von der Verfassung, also der Konstitution, eingeschränkt. Er teilt sich den politischen Einfluss mit einem Parlament - er kann also mitbestimmen, aber nicht im Alleingang. Ein aktuelles Beispiel ist das Fürstentum Monaco. Fürst Albert II. teilt sich Regierungsmacht nämlich mit seinem vom Volk gewählten Parlament. Die konstitutionelle Monarchie war im 19. Jahrhundert in Europa weit verbreitet und aus ihr entwickelte sich die parlamentarische Monarchie.

Parlamentarische Monarchie: King Charles III. ist Kopf einer parlamentarischen Monarchie, bei der das Parlament die Regierungsgeschäfte übernimmt. Der britische Monarch ist also eher eine Art Repräsentant, der formelle Aufgaben (wie die Ernennung des vom Volk gewählten Parlaments) übernimmt.
Ein bisschen so wie in Deutschland der Bundespräsident, der zwar das Staatsoberhaupt bildet, sich aber traditionell aus der aktiven Regierung heraushält und repräsentative Aufgaben übernimmt.

Im März eröffnete - damals noch stellvertretend für seine Mutter die Queen - Charles das Parlament
Im März eröffnete - damals noch stellvertretend für seine Mutter die Queen - Charles das Parlament© picture alliance / Photoshot

Königreich Großbritannien:

Das Königreich Großbritannien gibt es seit dem 1. Mai 1707. Es gründete sich aus dem Zusammenschluss der Königreiche England und Schottland. Zu England zählt in dem Fall bereits Wales, da es schon im 16. Jahrhundert eingegliedert wurde. Seitdem sitzt die Regierung des Königreichs in London, genauer gesagt im Stadtteil City of Westminster, wo bis heute die Regierung im Parlament (bekannt durch den Glockenturm Big Ben) tagt.

Big Ben - ein Wahrzeichen Londons
Big Ben - ein Wahrzeichen Londons© picture alliance / NurPhoto | Carolina Rapezzi

Zum Königreich zählten auch Kolonien in u.a. Nordamerika (spätere USA und Kanada), Westafrika, Indien, Australien oder der Karibik. 1801 wurde auch Irland Teil des Königreichs Großbritannien und der Name änderte sich zum Vereinigten Königreich Großbritannien und Irland. Doch das hielt nicht lange an…

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Länder England, Schottland, Wales und Irland:

Vor dem Zusammenschluss waren England, Schottland, Wales und Irland eigene Königreiche. Die Geschichte ist komplex und kompliziert - vor allem die von Irland.

Königreich England: Gegründet wurde es im Jahr 927 - wobei sich schon vorher Herrscher als König von England bezeichneten. England war zu der Zeit in sieben kleine angelsächsische Königreiche unterteilt und erst 927 einigten sich deren Herrscher auf einen König, nämlich König Æthelstan.
Bis zum Zusammenschluss mit den anderen Ländern 1707 zum Königreich Großbritannien gab es viele verschiedene Herrscher, die sogar Macht über Frankreich ausübten oder versuchten Wales und Schottland schon früher zu beherrschen.

Königreich Schottland: Das Königreich Schottland entstand bereits 843 unter Kenneth Mac Alpin, der die Pikten und die Skoten zu einem einzigen Herrschaftsgebiet bündelte. Bevor es mit dem Act of Union 1707 Teil vom Königreich Großbritannien wurde, versuchten mehrere englische Könige es zu unterwerfen. Eine der wohl bekanntesten schottischen Monarchen ist Queen Mary I. - auch bekannt als Maria Stuart. Der Konflikt mit Queen Elizabeth I. von England und ihr tragischer Tod bietet bis heute Material und Inspiration für Bücher, Filme und Serien.

Maria Stuart, (1542 - 1587), geboren als Mary Stewart, war vom 14. Dezember 1542 bis zum 24. Juli 1567 als Maria I. Königin von Schottland.
Maria Stuart, (1542 - 1587), geboren als Mary Stewart, war vom 14. Dezember 1542 bis zum 24. Juli 1567 als Maria I. Königin von Schottland.© picture alliance / Bildagentur-online/Celeste | Bildagentur-online/Celeste

Königreich Irland: Die Geschichte Irlands ist sehr kompliziert. Aber heruntergebrochen gab es zunächst viele kleinere Königreiche, die sich zu fünf größeren Herrschaftsgebieten zusammengeschlossen hatten. Auch eine wichtige Rolle in der irischen Geschichte: Die christliche Missionarisierung, die um das 6. Jahrhundert begann. 1171 eroberte der englische König Heinrich II. die Insel und gründete die Lordschaft Irland und ernannte sich selbst zum irischen König.
Konflikte in Irland: Da England mit der katholischen Kirche gebrochen hatte, sollte es auch Irland tun - aber die Iren weigerten sich. Innerhalb des Landes gab es nun auch Konflikte zwischen Katholiken und Anhängern der angelsächsischen Kirche - und auch immer weitere Konflikte mit dem englischen König und dessen Herrschaftsanspruch. Selbst als Irland 1801 Teil des Königreichs Großbritannien und Irland wurde und seine Regierung von nun an aus London gesteuert wurde, schwelten die Konflikte weiter. Der Gipfel: Der blutige Osteraufstand in Dublin, aus dessen Konsequenz die Gründung eines irischen Freistaats 1921 mündete. Doch nicht jeder wollte Teil davon sein - Irland wurde geteilt. Der Norden blieb Teil des Königreichs Großbritannien. Nur der Süden ist - bis heute - kein Teil des britischen Königreichs, sondern ein eigener Staat. In Nordirland selbst bekriegten sich bis 1998 Katholiken und Protestanten - ein Überbleibsel der Eroberung von König Heinrich II. und dessen Bruch mit der katholischen Kirche.

Kolonien als Teil des Königreichs:

1837 wurde Queen Victoria die Königin Großbritanniens und Irlands - und startete die Zeit des britischen Imperialismus, also das Bestreben, das eigene Reich zu vergrößern und sich in der Folge wirtschaftlichen Reichtum und Macht anzueignen. Großbritannien war keineswegs die einzige Imperialmacht, Spanien oder auch Deutschland hatten ebenfalls diverse Kolonien. Das British Empire hatte aber die größte Kolonialmacht - und die Auswirkungen sind bis heute zu spüren.

Mit den Briten kam auch die Krone, denn die Länder wurden als Teil vom Königreich angesehen. 1876 wurde Victoria Kaiserin von Indien - ein klares Zeichen, wie sehr die Briten die besetzten Länder als Eigentum angesehen haben. Mit dieser Denkweise drückten die Briten ihren Kolonien auch ihre Kultur auf - oder in ihren Augen "zivilisierten" die "wilde Bevölkerung". Natürlich verlangten immer mehr Kolonien wieder ihre Freiheit zurück, durch zum Teil blutige Auseinandersetzungen mit den Briten, und das British Empire zerbrach langsam und unter der Herrschaft von Queen Elizabeth II. wurde bis 1997 dekolonialisiert. Doch es gibt ein historisches Überbleibsel aus dieser Zeit: das Commonwealth.

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Commonwealth of Nations:

King Charles III. ist nicht nur König von Großbritannien, sondern auch vom Commonwealth of Nations - kurz Commonwealth. Das ist eine lockere Verbindung verschiedener Staaten, die auf das British Empire zurückzuführen sind. Als das nämlich immer mehr wackelte und zerbrach, gab Großbritannien Ländern mit Ausstiegsplänen die Möglichkeit, unabhängig zu werden, aber trotzdem Treue zur Krone durch den Zusammenschluss zu erhalten.

Zum Commonwealth gehören neben dem Vereinigten Königreich heute noch 56 Commonwealth Realms, so nennt man die unabhängigen Mitgliedstaaten der Verbindung. In 14 davon (plus dem Vereinigten Königreich) ist King Charles III. jetzt König.

  • Antigua und Barbuda
  • Australien
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  • Belize
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  • Papua-Neuguinea
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  • St. Lucia
  • St. Vincent und die Grenadinen
  • Tuvalu
2012 traf sich Queen Elizabeth mit Vertretern des Commonwealth. Ihr lag die Verbindung sehr am Herzen.
2012 traf sich Queen Elizabeth mit Vertretern des Commonwealth. Ihr lag die Verbindung sehr am Herzen.© picture alliance / empics

Nach dem Tod der Queen machen sich aber immer mehr Stimmen in den Commonwealth Staaten laut, die sich einen Austritt wünschen. Darunter Jamaika oder Australien. Der Queen lag das Commonwealth sehr am Herzen - so reiste sie als erste Monarchin nach Australien, da sie es als Teil ihrer Pflicht ansah. Ob King Charles es schafft, den Staatenbund aufrechtzuerhalten? Das bleibt abzuwarten.

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